Tipps von PD Dr. Peter Steinbigler: G'sund sei' und g'sund bleim!

Der Glutaeus Maximus

Der Glutaeus maximus ist weder ein altertümliches Stadion für Gladiatoren noch ein römischer Feldherr, sondern schlicht unser "Hintern", der sogenannte große Gesäßmuskel. Völlig verkannt ob seiner außerordentlichen Bedeutung für unser statisches Wohlbefinden, sportliche Kräfte und Stabilität von Becken und Wirbelsäule fristet er sein Dasein an unserem vermeintlichen Körperende.

Genau genommen heißt er Musculus glutaeus maximus, was aus dem Lateinischen übersetzt eben großer Gesäßmuskel bedeutet. Er hat mehrere Funktionen, wobei die wichtigste die Streckung der Hüfte ist. Diese braucht man, um aufrecht zu gehen, zu laufen oder zu springen. Ein starker Glutaeus ermöglicht eine kraftvollere gerade Aufrichtung des Körpers und de Streckung des Rumpfes: Er hilft aus, wenn wir aus dem Sitzen heraus aufstehen.

In diesem Zusammenhang sei beispielsweise auf Rückenbeschwerden hingewiesen, die oftmals durch einen wegen zu viel Sitzen zu schwachen Gesäßmuskel hervorgerufen werden, da dieser auch die Beckenstellung und somit die Haltung der Lendenwirbelsäule beeinflusst. Ist die Gesäßmuskulatur zu schwach, führt das auch zu einem eher "sitzenden" Laufstil und schlürfenden Gang, welcher meist zu verschiedensten Beschwerden führen kann. Daher ist mindestens ein Training des "Allerwertesten" besonders für jene enorm wichtig, die sich generell wenig bewegen, damit sie Rückenbeschwerden vermeiden und lange Jahre arbeits- und erwerbsfähig bleiben können.
Denn gerade bei Männern sind Gebrechen des Bewegungsapparates nach den psychischen Erkrankungen die häufigsten Invaliditätsursachen. Und die Wahrscheinlichkeit für Schmerzen im "G'stell" wird mit dem Alter immer höher, weil man immer mehr Muskeln verliert. Bis zum 90. Lebensjahr verschwindet bis zur Hälfte der gesamten Muskulatur.
Man muss ja nicht gleich täglich ins Fitnessstudio gehen, aber gelegentliche Kniebeugen oder öfter mal die Treppen hoch zu laufen, statt den Aufzug zu nehmen, würde vielfach schon reichen, den Glutaeus etwas aufzuforsten. Auch Fahrrad fahren stärkt die Gesäßmuskulatur auf einfachem Wege. Und wer will, kann Ausfallschritte und mit sauberen Schuhen sogenannte Parkbank-Aufsteiger versuchen. Zur Sicherheit sollte man sich dabei am Anfang allerdings immer irgendwo festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Bei Läufern ist der Gesäßmuskel von besonderem Interesse, um schneller und verletzungsfreier laufen zu können. Er kann sogar für hohe Schnelligkeit sorgen.
So ergab die Untersuchung der Körpermuskulatur mit Kernspintomographie von 100-Meter-Spitzenläufern im Vergleich der Muskulatur zu schnellen Hobby-Athleten den gravierendsten Unterschied im Durchmesser und der Dicke des Glutaeus maximus. Der schnellste Mensch kann sich so bei höchstem Einsatz nicht nur seines Glutaeus bis zu 44 km/h schnell fortbewegen. Das ist im Vergleich zu einigen Tieren eher langsam. Dass aber ein massiges Flusspferd an Land bis zu 48 km/h schnell sein kann, liegt nicht nur an seinem Glutaeus maximus. Das schnellste Tier der Welt ist übrigens ein Vogel. Der Stachelschwanzsegler kann sogar ohne trainiertem Glutaeus maximus beim Insektenfang bis zu 335 km/h schnell fliegen und ist damit nur wenig langsamer als Formel-1-Rennautos.

Das soll aber kein Gegenargument gegen das Training des Hinterns sein, sondern ermutigen, sich mit gelegentlichem Treppensteigen und dadurch gut trainiertem Glutaeus maximus auch am Boden so gut und schnell wie ein fliegender Stachelschwanzsegler zu fühlen.

In diesem Sinne - bleiben Sie gesund!

PD Dr. Peter Steinbigler
Chefarzt Innere Medizin,
Klinik Mindelheim

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