Krankenhaushygiene im Klinikverbund Allgäu
Seit den 2000er Jahren haben wir das Hygienemanagement in unseren Einrichtungen zu einem umfassenden System auf- und ausgebaut.
Jährliche Audits und regelmäßige Begehungen zur Hygienequalität der Stationen, Funktionsbereiche und besonderer Risikobereiche wie Intensivstation oder OP-Abteilung, dienen der ständigen Verbesserung der Hygiene sowie der Risikominimierung in allen relevanten Bereichen des Klinikverbunds.
In unseren Kliniken ist nach gesetzlichen Vorgaben ausgebildetes Hygienefachpersonal im Einsatz, bestehend aus Krankenhaushygienikern und Infektiologen, Hygienefachkräften, Hygienebeauftragten Ärzten und Hygienebeauftragten in der Pflege.
Für den Infektionsschutz von Patienten ist die Händedesinfektion von zentraler Bedeutung. Alle Klinikmitarbeiter werden systematisch in der Händehygiene geschult. Für jede Station messen wir die Verbräuche von Händedesinfektionsmitteln und die Einhaltung der Händehygieneregeln durch die Mitarbeiter.
Auch als Patient und Besucher können Sie sich und andere vor Infektionen schützen, indem Sie immer auf eine sorgfältige Händehygiene achten!
Infektionen von Mensch zu Mensch werden zu 80% über die Hände übertragen. Bereits 30 Sek. Korrekte Händedesinfektion reichen aus, um Infektionsketten wirksam zu unterbrechen. Im Krankenhaus ist die Händedesinfektion nachweislich wirkungsvoller als Händewaschen.
Desinfizieren Sie sich die Hände vor und nach dem Besuch im Krankenhaus mit den am Eingang und in allen Bereichen bereitgestellten Händedesinfektionsmitteln. Dazu 2-3 Spenderhübe der Flüssigkeit insbesondere auch auf Fingerkuppen, Handinnenflächen und Fingerzwischenräume gründlich verreiben.
Mit einem Infektiologen im Team können auch komplexe Fragen der Behandlung von Infektionskrankheiten und der Antibiotikatherapie, gemeinsam mit den behandelnden Fachabteilungen, in infektiologischen Konsilberatungen und Visiten beantwortet werden. Eine infektiologische Spezialambulanz für HIV-Erkrankungen steht für die Versorgung von Patienten in der gesamte Region Allgäu zur Verfügung.
INFEKTIOLOGISCHE AMBULANZ
Dr. Matthias Sauter
zur spezialisierten Therapie von Patienten mit HIV-Infektion und AIDS-Erkrankung
am Klinikum Kempten
Sprechzeiten: Mo und Di 07:30 Uhr – 08:30 Uhr und Freitag 07:30 Uhr – 14:00 Uhr (nur nach vorheriger Terminvereinbarung)
Überweisungsschein erforderlich.
Terminvereinbarung unter 0831 530-1809
Ein laufendes Hygiene-Reporting der Kliniken gibt monatlich einen Überblick über die Hygienequalität und die Anzahl der Patienten mit Problemkeimen. Hygienekritische Ereignisse werden analysiert, außerdem die Verbräuche von Antibiotika und Desinfektionsmitteln gemessen und verglichen. Von den Ergebnissen werden gezielte Verbesserungs- und Korrekturmaßnahmen abgeleitet.
In zertifizierten Fortbildungen zum „Antibiotic Stewardship“ lernen unsere Ärzte und Apotheker den rationalen Umgang mit Antibiotika. Neben der verbesserten Patientenbehandlung treten wir damit der Resistenzbildung durch unkontrollierten Antibiotikaeinsatz entgegen.
Während die Gesamtmenge an Antibiotikaverschreibungen in Deutschland zwar rückläufig ist, kommen jedoch zu oft Breitbandantibiotika zum Einsatz, die das Gleichgewicht der Bakterien in unserem Körper stören und zur Entwicklung von antibiotikaresistenten Bakterienstämmen führen.
Ein möglichst gezielter Einsatz von Antibiotika vermindert diese Resistenzbildung, vermeidet das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen und sorgt dafür, dass auch in Zukunft Antibiotika wirksam bleiben.
Patienten mit einem erhöhten Risiko, Träger eines resistenten Problemkeims zu sein, werden bei der Aufnahme im Krankenhaus routinemäßig identifiziert und nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts untersucht, um das Risiko der Verbreitung von eingeschleppten Keimen zu minimieren.
Zur Verbesserung der Abläufe in besonders sensiblen Situationen, wie z.B. beim Umgang mit Gefäßkathetern oder bei Lungenentzündungen von beatmeten Patienten, handeln wir nach dem Stand der Wissenschaft entsprechenden und ständig aktualisierten Verfahrensanweisungen und führen regelmäßige Schwerpunktprojekte zur Umsetzung von Verhütungsstrategien durch.
Was sind „Problemkeime“ im Krankenhaus?
Insbesondere leicht übertragbare und antibiotikaresistente Keime können im Krankenhaus ein ernst zu nehmendes Problem darstellen. Oberstes Ziel der Krankenhaushygiene ist es, die Weiterverbreitung von Krankheitserregern auf weitere Menschen zu verhindern.
Seit einigen Jahren weisen Ärzte und medizinische Fachgesellschaften darauf hin, dass die „Wunderwaffe“ Antibiotikum zunehmend stumpfer wird. Immer mehr Bakterien sind gegen gleich mehrere Antibiotika resistent, was die Behandlung einer Infektion erschwert.
Für den gesunden Menschen stellen diese Erreger meist kein Problem dar, für schwerkranke Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, wie Patienten in einem Krankenhaus, können sie aber gravierende Folgen haben.
Die wichtigsten multiresistenten Bakterien im Krankenhaus heißen MRSA, MRGN und VRE. Auch die Durchfallerreger Noro-Virus und Clostridien stellen aufgrund ihrer leichten Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch eine Herausforderung dar.
Schließlich hat das Auftreten des Corona-Virus Sars-CoV-2 gezeigt, dass wir auch im 21. Jahrhundert mit weltweit sich ausbreitenden und tödlichen Seuchen rechnen müssen. Unser Hygienesystem ist auf die hohen Anforderungen im Umgang damit ausgerichtet. Zu Ihrer Information nachfolgend ein kurzer Steckbrief der wichtigsten Problemkeime.
C. difficile sind Bakterien, die gelegentlich natürlicherweise im Darm zu finden sind und beim gesunden Menschen keinen Krankheitswert haben. Bei reduzierter körpereigener Abwehr oder durch die Einnahme von Antibiotika kann es zur Störung der normalen Darmflora kommen, die Clostridien können sich dann ungehemmt vermehren und Toxine bilden. Dies kann dann zu schweren Durchfallerkrankungen und weiteren Komplikationen führen.
Erkrankte Patienten scheiden den Erreger mit dem Stuhl aus Bei starken Durchfällen kommt es hierbei schnell zur Streuung des Erregers über die Hände in das Umfeld des Patienten. Da der Keim hochansteckend und umweltstabil ist, können sich weitere Personen rasch über kontaminierte Flächen (Toilette, Waschbecken, Türgriff usw.) anstecken.
Im Darm – und auch auf der Haut sowie Schleimhaut des Menschen – befinden sich zahlreiche verschiedene Bakterienarten. Einige dieser Bakterien fasst man aufgrund ihrer Eigenschaften als gramnegative Stäbchen-Bakterien zusammen. Zu diesen gehören vor allem typische Darmbakterien, aber auch andere Erreger, die gegen viele Antibiotika widerstandsfähig werden können. In diesem Fall werden sie dann MRGN (multiresistente gramnegative Stäbchenbakterien) genannt. Je nach Ausmaß der Resistenz unterscheidet man 3MRGN und 4MRGN. 4MRGN-Bakterien sind noch resistenter als 3MRGN-Bakterien und können eine große Gefahr darstellen.
Zu den im Darm des Menschen lebenden Bakterien gehören auch die Enterokokken. Wenn diese gegen das Antibiotikum Vancomycin widerstandsfähig geworden sind, werden sie VRE genannt, Vancomycin-resistente Enterokokken. Da sie auch gegen viele andere Antibiotikasubstanzen resistent sind, ist eine Infektion unter Umständen schwer zu behandeln.
Eine bloße Besiedelung des Darms oder der Haut mit diesen Bakterien ist für gesunde Menschen und Kontaktpersonen nicht gefährlich. Auch gesunde Menschen können MRGN-Träger oder VRE-Träger sein, der Keim kann z.B. über Lebensmittel, bei Auslandsreisen, Krankenhausaufenthalten oder nach einer Antibiotikabehandlung erworben werden.
Hohe Konzentrationen von MRGN oder VRE können im Stuhl und oft auch im Urin, manchmal auch in chronischen Wunden, vorhanden sein. Von dort werden sie dann vor allem über die Hände oder Kontaktflächen auf andere Menschen übertragen. Problematisch für Ihre Gesundheit kann es werden, wenn MRGN- oder VRE-Bakterien in Wunden, in die Blutbahn oder in andere Körperregionen eindringen und dort eine Infektion hervorrufen. Bei diesen Infektionen kann dann die Notwendigkeit bestehen spezielle Antibiotika einzusetzen.
Welche besonderen Hygienemaßnahmen werden beim Nachweis eines besonders resistenten Erregers im Krankenhaus erforderlich?
- Abhängig von Ort und Art der Behandlung wird entschieden, ob eine Isolierung erforderlich ist.
- Falls eine Isolierung angeordnet wurde, dürfen Sie Ihr Zimmer nur nach Absprache mit dem Personal verlassen.
- Besucher müssen besondere hygienische Maßnahmen befolgen. Konkrete Informationen gibt Ihnen gerne das Personal.
- Das Personal trägt zur Vermeidung von Übertragungen auf weitere Personen bei Ihrer Behandlung Schutzkleidung (Kittel, Handschuhe, Mund-Nasen-Schutz und eventuell Kopfhaube).
- Die wichtigste und einfachste Maßnahme ist eine korrekte Händehygiene!
Alle - Patienten, Besucher und Personal - müssen sich beim Betreten und Verlassen des Zimmers die Hände desinfizieren!
Das Bakterium Staphylococcus aureus ist auf der Haut und in der Nase von vielen gesunden Menschen zu finden, ohne dass dies eine Erkrankung auslöst. Wenn dieses Bakterium gegen verschiedene Antibiotika widerstandsfähig geworden ist, wird es MRSA genannt: Methicillin- resistenter Staphylococcus aureus.
MRSA werden im Wesentlichen über die Hände oder Kontaktflächen im direkten Umfeld des Patienten auf andere Menschen übertragen. Weitere mögliche Übertragungswege sind Niesen und Husten, wenn diese Bakterien im Nasen- und Rachenraum vorkommen.
Im Allgemeinen sind diese MRSA-Bakterien für gesunde Personen außerhalb des Krankenhauses unproblematisch. Aber im Krankenhaus ist das Ansteckungs- und Erkrankungsrisiko für Patienten erhöht, insbesondere wenn der Erreger sich im Körper ausbreitet.
Aufgrund der sich dynamisch verändernden Informationslage zur Corona-Pandemie finden Sie hier einen Link zur Informationsseite (FAQ) des Robert-Koch-Instituts:
Noroviren sind weltweit verbreitet, umweltstabil und hoch infektiös. Daher sind sie ein häufiger Verursacher von Magen-Darm-Infektionen (Gastroenteritis) beim Menschen, bevorzugt im Winterhalbjahr und in relativ geschlossenen Umgebungen (z.B. Pflegeheime). Durch die sehr leichte Übertragbarkeit kommt es oft zur gleichzeitigen Erkrankung vieler Menschen (Ausbruch). Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Aufnahme des Virus und dem Auftreten von Symptomen ist besonders kurz, meist nur ein Tag.
Die Übertragung erfolgt bevorzugt über den Stuhl. Schon wenige Viruspartikel im Stuhl oder Erbrochenen reichen aus, um bei empfänglichen Patienten eine Ansteckung auszulösen. Das Virus kann über direkten Kontakt, vor allem über kontaminierte Hände und Oberflächen, als auch auf indirektem Wege z.B. über verunreinigte Lebensmittel übertragen werden.
Welche besonderen Hygienemaßnahmen werden beim Nachweis eines solchen Durchfallerregers im Krankenhaus erforderlich?
- Patienten, die an übertragbaren Durchfallerkrankungen erkrankt sind, werden in einem Einzelzimmer mit eigener Toilette/Nachtstuhl untergebracht, im Mehrbett-Zimmer nur Patienten mit der gleichen Erkrankung.
- Das Patientenzimmer darf nur bei dringender Notwendigkeit und mit Genehmigung des medizinischen Personals verlassen werden.
- Die Anzahl der Besucher sollte so gering wie möglich gehalten werden. Besucher müssen besondere hygienische Maßnahmen befolgen und sich unbedingt vorab beim Pflegepersonal anmelden.
- Besucher und Personal tragen in bestimmten Situationen zum eigenen Schutz sowie zur Vermeidung von Übertragungen auf weitere Personen bei Betreten des Patientenzimmers Schutzkleidung: Kittel, Handschuhe und Mund-Nasen-Schutz.
- Die wichtigste und einfachste Maßnahme ist eine korrekte Händehygiene!
Alle - Patienten, Besucher und Personal - müssen sich beim Betreten und Verlassen des Zimmers unbedingt die Hände desinfizieren!