Pulsuhren, Pulsmessgeräte, Fitness-Apps und so weiter. Immer mehr Geräte zur Messung des Pulses werden angeboten und man fragt sich schon, warum das Interesse am Pulsverhalten größer zu werden scheint. Welche Informationen erhält man eigentlich durch den Puls und wie bestimmt man den Puls auch ohne teure Computertechnologie?
Dass man den Puls an der Innenseite daumenseitig am Handgelenk mit den Fingerkuppen der Gegenhand spüren kann, weiß man aus dem Erste-Hilfe-Kurs. Und wenn man da nichts tastet, kann man den Puls am besten neben dem Kehlkopf am Hals erfühlen. Es lohnt sich, es einmal bei sich und bei seinem Partner auszuprobieren, denn eine Pulslosigkeit bei einem Bewusstlosen zu erkennen und infolgedessen eine Herz-Druck-Massage zur Wiederbelebung einzuleiten, kann entscheidend und lebensrettend sein.
Übrigens sind dabei in den meisten Fällen nicht die Notärzte oder Rettungssanitäter sondern die Lebenspartner die Ersthelfer und damit wichtigsten Lebensretter. Deshalb ist es wichtig, neben dem eigenen auch den Puls des Partners zu kennen. Der Puls kann auch in der Leiste, in der Kniekehle und an der Ellenbogeninnenseite gefühlt werden. Im Normalfall ist der Puls die aus dem Herzen fortgeleitete Blutwelle. Herzschlag und Puls müssen aber nicht das Gleiche sein, denn manchmal ist das Herz aus dem Rhythmus und dann ist nicht jeder Herzschlag tastbar. Die Kontrolle des Pulses auf Regelmäßigkeit ist nachgewiesenermaßen die beste Möglichkeit für Menschen über 65 Jahre, sich vor einem Schlaganfall zu schützen: Ist der Puls unregelmäßig, kann das ein Ausdruck von Herzvorhofflimmern sein, einer Herzrhythmusstörung, die zu Schlaganfällen führen kann. Unregelmäßiger Puls sollte also Anlass sein, den Hausarzt aufzusuchen. Ein vereinzelter „Herzstolperer“ muss keine Sorge bereiten, zumindest bei einem gesunden Herz.
Pulsmessgeräte haben gelegentlich Messfehler, was beunruhigend für den Träger sein kann. Sollte aber eine minutenlange Pulspause angezeigt werden, ohne dass man irgendein Symptom, wie zum Beispiel Schwindelgefühle verspürt werden, kann das selbstverständlich kein Herzstillstand gewesen sein. Dann muss ein Messfehler vorliegen, zum Beispiel bei fehlendem Elektrodenkontakt, schweißiger Haut oder einem elektronischen Fehler.
Interessant ist in jedem Fall, die Schwankungen des Pulses mit den jeweiligen Aktivitäten oder Ruhephasen in Beziehung zu setzen. So stellt man fest, dass nicht nur körperliche Belastungen den Puls steigern, sondern auch emotionale Momente, der Toilettengang, Infektionserkrankungen, Wassermangel und vieles mehr. Erhöhten Ruhepuls findet man bei Infekten und Krankheiten der Schilddrüse und des Herzens. Bei guten Sportlern steigt der Puls bei körperlicher Belastung langsamer an als bei Untrainierten.
Übrigens für Menschen, die sich Sorgen machen, weil der Puls zu hoch oder zu niedrig getastet oder mit einem Gerät falsch angezeigt wird, sei der Hausarzt als viel bessere Beratungsstelle empfohlen als die meisten Internetforen, -adressen oder Chatrooms.
In diesem Sinne – bleiben Sie gesund!
PD Dr. Steinbigler
Chefarzt Innere Medizin,
Kreisklinik Mindelheim
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