Nicht selten nimmt es der Mensch humorvoll mit der Äußerung "da bin ich ja jetzt steinreich", wenn ihm bei der Vorsorgeuntersuchung ein bisher symptomlos gebliebener Gallenstein offenbart wird. So lange die Steine ohne Schmerzen verborgen sind, wird man sie gelegentlich bei oft vorsorglich durchgeführten Ultraschalluntersuchungen feststellen.
Manchmal machen sie sich jedoch mit heftigen Schmerzen bemerkbar. Steinleiden sind Krankheiten, die durch Ablagerungen in flüssigkeitsgefüllten Körperorganen nämlich Speicheldrüsen, Gallenblase, Niere oder auch im Darm entstehen können.
Körperflüssigkeiten, wie zum Beispiel der Speichel, die Galleflüssigkeit oder Harn sind komplex zusammengesetzt. Sie enthalten Mineralien, Elektrolyte, Fette, Zucker und vieles mehr. Hauptsächlich jedoch Wasser. Sobald die Flüssigkeitsmenge zu gering für die gelösten Bestandteile wird, kommt es zu immer größer werdenden Verklumpungen, zunächst zu Gries oder Sand, schließlich zu Steinen. Sobald die Steine den Abfluss verstopfen, kommt es zu massiven Schmerzen. Die Organfunktion wird behindert und es kommt zu einer schmerzhaften Entzündung. Zudem wird die Wand des Hohlorgans durch die rauen Oberflächen der Steine mechanisch gereizt, was in ganz seltenen Fällen, wenn es über Jahre andauert auch Tumore induzieren kann.
Gallensteine hat in Deutschland fast jeder sechste Erwachsene. Sie entstehen bei ungünstiger Mischung von Gallensäuren, Fetten und Cholesterin in der Gallenblase. Sie können unbemerkt bleiben oder zu Koliken führen, wenn sie in den Gallengang gespült werden. Der Gallengang endet mit einer kleinen Öffnung im Zwölffingerdarm, die der Stein passieren muss, um den Körper über den Darm zu verlassen. Oft ist genau dieser Engpass das große Problem.
Hier kann in der Klinik geholfen werden. Mit einer sogenannten ERCP, einer über eine Magen- und Zwölffingerdarmspiegelung durchgeführte Prozedur kann der Stein behandelt werden. Schmerzhafte Steine gibt es auch, wenn bei Flüssigkeitsmangel nach zu wenig Trinken, Nierensteine den Harnleiter oder als Blasensteine die Harnröhre verengen oder zu immer wiederkehrenden Blasenentzündungen führen. Vier Prozent der Deutschen leiden unter Steinen in den Harnwegen. Seltener sind Speichelsteine, die vorwiegend den Gang der Ohrspeicheldrüse schmerzhaft verstopfen können.
Kotsteine bestehen aus massiv eingedicktem Kot und gehen häufig unbemerkt mit dem Stuhlgang ab. Leider setzen sie sich aber auch gerne im Wurmfortsatz fest und lösen dort eine Blinddarmentzündung aus oder führen ab einer gewissen Größe zu einem lebensgefährlichen Darmverschluss.
Steine können praktisch überall im Körper entstehen. Weniger bekannt sind dabei Bronchialsteine (Broncholithen), Ohrsteine (Statolithen oder Otokonien) oder Venensteine (Phlebolithen). Der Zahnarzt erkennt den Zahnstein. Die verschiedenen Arten der Steine haben eines gemeinsam: Aus medizinischer Sicht bleibt man besser steinarm als steinreich auch wenn nicht jedes Steinleiden Krankheitswert besitzt und behandelt werden muss.
Wie bei so Vielem in der Medizin sollte eine gesunde Lebensweise, das Vermeiden beeinflussbarer Risikofaktoren, meist eine schlechte Ernährung und zu wenig Flüssigkeitszufuhr, und eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung Komplikationen von Steinen verhindern. Übrigens, apropos steinreich, den Weltrekord hält ein Chinese: Er hatte 420 Nierensteine gleichzeitig.
In diesem Sinne - bleiben Sie gesund!
PD Dr. Steinbigler
Chefarzt Innere Medizin,
Klinik Mindelheim
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