Tipps von Dr. Peter Steinbigler: G‘sund sei‘ und g‘sund bleim!

Atmet die Haut wirklich?

Die Atmung ist ein recht komplexer Prozess und dient ganz grundsätzlich dem Gasaustausch, nämlich Sauerstoff aufzunehmen und Kohlendioxid abzugeben. Dass das über die Lunge und die Atemwege funktioniert ist klar – aber im Volksmund sagt man, dass man auch über die Haut atmen könne? Aber stimmt das: Nase zuhalten und über die Haut schnaufen?

Funktioniert leider nicht. Andererseits stimmt auch nicht, dass man ersticken würde, wenn man die ganze Haut mit einer Plastikfolie abdecken würde. In der frühen Evolution und bei Einzellern oder kleinen Tieren mit großen Oberflächen im Tierreich hat sich allerdings die Hautatmung als erste Stufe des Gasaustausches bewähren müssen.

Hierbei erfolgt dieser über die Diffusion der Gase über die nur relativ dünne Zellwand. In Kombination mit einem Blutkreislauf, der durch Kapillaren, also ganz kleine Röhrchen, direkt unter der Haut den Sauerstoff aufnimmt und ihn im Körper verteilt, können auch zum Beispiel die Regenwürmer mit einer reinen Hautatmung auskommen. Bei größeren Tieren klappt das nicht, weswegen sich verschiedene Atmungsorgane, wie Tracheen, Kiemen und Lungen entwicklungsbiologisch ausgebildet haben. Bei Unterwasserlebewesen muss zudem der Sauerstoff nicht aus der Luft, sondern aus dem Wasser entzogen werden. Interessanterweise können manche Unterwasserlebewesen sogar mit dem Enddarm Sauerstoff bekommen, was dem Menschen schwerlich gelingen dürfte. So können manche Wurmarten und Krebse Frischwasser über den After aufnehmen und im Darm den notwendigen Sauerstoff daraus gewinnen.

Insekten- und Spinnenarten atmen über die sogenannten Tracheen. Das sind winzige Hauteinstülpungen im äußeren, harten Chitinskelett, die mit einer Frequenz von etwa einmal alle zwei Sekunden auf und ab bewegt werden und damit Luft oder auch Wasser zur Sauerstoffentnahme in den Körper bewegen.

Bei vielen Fliegen bewegt sich die Luft nur durch die Tracheen, wenn sich die Fliege bewegt – womit sich vielleicht die oft nervig hektische Dauerbewegung der ungebetenen Stubentiere erklären könnte.

Fische atmen bekanntermaßen über Kiemen, die sich hinter dem Kopf befinden und atmend öffnen und schließen, damit das sauerstoffhaltige Wasser das stark durchblutete Organ umspülen und der Sauerstoff auf- und Kohlendioxid abgegeben werden kann. Anders als der Mensch kann der Fisch also gleichzeitig ein- und ausatmen. Übrigens müssen Fische auch trinken und pinkeln – was so manchen Menschen veranlasst, lieber Bier als Wasser zu trinken.

Säugetiere und der Mensch atmen hochkomplex über die Lunge. Über die Nase und die äußeren Luftwege wird die Luft gereinigt, gelegentlich durch Husten und Niesen ganz heftig gesäubert und schließlich der Lunge zugeführt, in der der Gasaustausch erfolgt. In der Tat geschieht aber auch ein Gasaustausch beim Menschen über die Haut. Aber nur in den obersten Schichten bis 0,4 mm Tiefe, was nicht einmal ein Prozent der menschlichen Atmung ausmacht.

Auch wenn es manchmal anders dargestellt wird, ist der Sauerstoffgewinn über die Haut zu vernachlässigen. Hautporen haben mit der Produktion von Schweiß eher die Aufgabe, den Wasser- und Wärmehaushalt zu regulieren, als vor dem Ersticken zu schützen. Wer aber nun glaubt, dass sich über die Haut keine Atemwegserkrankungen verbreiten, der liegt falsch. Ausgehustete Viren halten sich im Hautmilieu oft viel länger und besser als in der Luft, weswegen man die Atmung nicht nur durch Mundschutz sondern auch durch Händewaschen und begrenzten Hautkontakt schützen kann.

In diesem Sinne – bleiben Sie gesund!

PD Dr. Steinbigler
Chefarzt Innere Medizin - Kardiologie, Klinik Mindelheim

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