Rechts und Links – Warum wird es so häufig verwechselt?

Tipps von Dr. Peter Steinbigler: G‘sund sei‘ und g‘sund bleim!

Rechts sei da, wo der Daumen links ist. Leider ist das nicht unmittelbar eindeutig und schon gar nicht für diejenigen hilfreich, die sowieso schon in der Tanz- oder Sportstunde immer gegen den Strom schwimmen, weil sie andauernd rechts und links verwechseln.

Mit rechts und links auf dem Kriegsfuß stehen laut Umfragen und wissenschaftlichen Tests auch in unserer Zeit rund 20 bis 30 Prozent der Menschen. Wenn man Fahrlehrer fragt, seien es aber deutlich mehr. Über 95 Prozent reagieren schneller, wenn sie statt rechts und links oben und unten benennen sollen. Das liegt unter anderem daran, dass die Schwerkraft jedem schon früh eindrücklich klar macht, wo oben und wo unten ist.

Links und rechts sind viel schwerer auseinander zu halten, denn sie sind eine Frage der Perspektive. Was für den einen links ist, kann für die andere Person rechts sein. Beruhigend ist, dass mangelnde Intelligenz sicher nicht der Grund für eine Rechts-Links-Schwäche ist. Vielmehr liegt der Grund in falschem oder fehlendem Training, denn „rechts“ und „links“ sind keine angeborenen Orientierungsmerkmale.

Neuroanatomen fanden heraus, dass der sogenannte Gyrus angularis, eine spezielle Hirnwindung, für die räumliche Orientierung verantwortlich ist.
Dieser Gehirnteil wird sukzessive in der kindlichen Entwicklung ausgebildet. Erst wird das Baby getragen, dann robbt und krabbelt es, dann steht und
geht es. Wenn diese Abfolge zu rasch, zu langsam oder gestört abläuft, kann das zu Orientierungsproblemen führen. Evolutionspädagogen halten übersprungene Entwicklungsschritte in der Kindheit als häufigste Ursache der Rechts-Links-Schwäche.

Auch der früher ausgeübte Druck, Kinder nur mit der rechten Hand schreiben lernen zu lassen, sei beitragend zu Orientierungsschwächen bei Linkshändern. Manchmal ist eine Rechts-Links-Verwechselung aber auch schlicht Folge mangelnder Konzentration. Ärzte sind übrigens nicht selten Opfer der Rechts-Links Schwäche, wenn sie Menschen von Gesicht zu Gesicht untersuchen und dabei der linke Arm rechts liegt und umgekehrt. Würde die Untersuchung von hinten
durchgeführt werden, würden sie sich bei der Beschreibung der Befunde sicher manchmal leichter tun, bei den Patienten aber eher Verwunderung auslösen.

Tatsächlich sind aber durch Rechts-Links-Verwechselung schon falsche Gliedmaßen operiert worden. Dem muss heutzutage mit klarer Markierung der zu behandelnden Seite entgegnet werden. Vor jedem Eingriff wird mit allen Beteiligten mehrfach die anzugehende Seite besprochen, damit das in keinem Fall passieren kann.

Damit die Rechts-Links-Koordination funktioniert, braucht es auch einen Austausch zwischen linker und rechter Hirnhälfte, was über das sogenannte Corpus callosum geschieht. So kann auch ein Schlaganfall, der diesen Gehirnteil betrifft, zu schweren Koordinationsstörungen führen, zum Beispiel beim Gehen, wenn rechtes und linkes Bein in der Bewegungsabfolge gesteuert werden müssen.

Übrigens hat die Wissenschaft bisher keine Beweise gefunden, dass Frauen von der Rechts-Links-Schwäche häufiger betroffen seien als Männer, was diese den Frauen gerne zuschieben und Frauen gerne damit kokettieren, wenn ihnen die Orientierung schwerfällt.

Abhilfe kann konsequentes Training verschaffen, bei Schlaganfallpatienten durch die Krankengymnastik und bei ganz normalen Menschen schlicht durch Übung. Manche Naturvölker kennen übrigens kein rechts und links, sondern orientieren sich nur an den Himmelsrichtungen. Ob Fahrlehrer allerdings mit ihren Schülern glücklicher werden, wenn es statt rechts-vor-links, östlich-vor-südlich heißen würde, darf bezweifelt werden.

In diesem Sinne – bleiben Sie gesund!

PD Dr. Steinbigler
Chefarzt Innere Medizin – Kardiologie, Klinik Mindelheim

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