Kempten / Immenstadt 19.3.2024 „Mit rund 340.000 Toten sind Herz-Kreislauferkrankungen – vor allem ischämische Herzkrankheiten und Herzinfarkte - für ein Drittel der über eine Million jährlichen Todesfälle in Deutschland verantwortlich.“ berichtete Prof. Dr. Jan Torzewski in seiner Begrüßungsrede. Eine der häufigsten Ursachen dafür liegt in Koronaren Herzerkrankungen begründet. Diese standen vor kurzem im Mittelpunkt der 12. Allgäuer Herz- und Gefässtage des Klinikverbunds Allgäu.
Im Rahmen des Patiententags und wissenschaftlichen Ärztetags berichten Experten über Koronare Herzerkrankungen sowie die dadurch hervorgerufene Herzinsuffizienz und erläutern modernste Diagnostik- und Therapie-Möglichkeiten.
Über auflösbare Stents aus Magnesium als Alternative zu Edelstahl berichtete Dr. med. Thorsten Nusser, Kardiologe an der Internistische Facharztpraxis Immenstadt. Stents werden allein in Deutschland jedes Jahr bis zu 300.000 Menschen mit Herzproblemen eingesetzt: Ist ein Blutgefäß, in diesem Fall eine Arterie, verstopft, kann nicht mehr ausreichend Blut zum Herzen fließen. Es besteht Lebensgefahr. Der Arzt weitet die verengte Stelle mit einem Katheter und setzt an derselben Position einen Stent, der das Gefäß offenhält. Herkömmliche Stents sind aus Metall, sie bleiben dauerhaft an der Stelle im Blutgefäß. Neuentwickelten Stents sind aus Magnesium und lösen sich nach bestimmter Zeit auf.
Der aus Stuttgart angereiste Herzchirurg Dr. med. Denis Merk von der Herzchirurgie Stuttgart GmbH berichtete über die Möglichkeiten der Bypass-Chirurgie. Ein Koronarbypass ist ein bei einer Herzoperation angelegter Umgehungskreislauf. Er ist notwendig bei Verengung oder Verschluss eines oder mehrerer Herzkranzgefäße, wenn eine Katheterbehandlung z. B. mit einem Stent nicht möglich oder sinnvoll ist. Hierbei wird mit körpereigenen Arterien oder Venen die Engstelle überbrückt, damit das Herz wieder besser mit Blut versorgt wird.
Herzrhythmus-Störungen standen im Mittelpunkt des Patientenvortrags von Dr. med. Patrik Stiller – sogenannte Ischämie und Rhythmologie. Vorhofflimmern ist laut Herzstiftung die häufigste Herzrhythmusstörung: Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. „Die Erkrankung sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen“, sagt Dr. Stiller. Wenn sie nicht bemerkt oder behandelt werde, könne sie lebensgefährlich werden. Herzschwäche und Schlaganfall könnten die Folgen sein. Die kleinste Anomalie im Nervenleitsystem könne zu tödlichen Herzrhythmusstörungen führen, sagt Stiller. Es gebe oft keine Probleme, bis eine Situation eintritt, die die Störung auslöst. Früherkennung? Schwierig. Schwindel mit Herzrhythmusstörungen sei ein möglicher Hinweis, sagt Stiller. Eine Smartwatch mit EKG-Funktion könne Hinweise liefern, wenn man bei Herzrasen Werte aufzeichnet. Starben erstrangige Verwandte wie ein Elternteil, Bruder oder Schwester am plötzlichen Herztod durch eine angeborene Störung, sei es für Jüngere (15 bis 35 Jahre) gut, ihre Situation mit dem Arzt abzuklären.
Der leitende Oberarzt des Herz- und Gefäßzentrums Oberallgäu-Kempten, Dr. med. Fabian Wittek, berichtete über neue Möglichkeiten zur Wiedereröffnung länger verschlossener Herzkrankgefäße. Professor Dr. Tobias Pflederer vom MVZ Heigl Health fasste die modernen Entwicklungen in der computertomographischen Darstellung von Herzkranzgefäßen zusammen. Letztere bieten zukünftig eine Möglichkeit, Verengungen der Herzkrankgefäße ohne eine Herzkatheteruntersuchung zu diagnostizieren.
Am Samstag fand der wissenschaftliche Tag statt, auf dem sich führende Kardiologen, Herzchirurgen, Gefäßmediziner- und chirurgen, Internisten und Radiologen von Kliniken und niedergelassenen Praxen sowie Pflegekräfte aus den jeweiligen Fachabteilungen im Gesundheitszentrum Immenstadt (GZI) auf einer Ärztetagung trafen. und sich in teils lebhaften geführten Diskussionen mit den neuesten Entwicklungen in der Therapie von koronaren Herzerkrankungen und Herzinsuffizienzen auseinandersetzen.