Mein Herz geb‘ ich nicht her

Vortrag über die Bedeutung von Organspenden

 

Viele Menschen, auch in der Region, hoffen auf eine zweite Lebenschance, wenn ein wichtiges Organ dauerhaft versagt. Doch die Bereitschaft, ein Organ zu spenden, ist nicht sehr ausgeprägt. Mit diesem Thema beschäftigt sich am kommenden Mittwoch in den Kliniken Sonthofen Eva Maria Bachmann (52), Fachärztin für Innere Medizin und Anästhesie. Sie arbeitet an der Klinik Immenstadt in der Anästhesie mit dem Schwerpunkt Intensivmedizin und ist in der Klinik die Transplanta-tionsbeauftragte. Die Veranstaltung ist Teil der Vortragsreihe „Gesundheit im Dialog“, einem gemeinsamen Projekt vom Klinikverbund Kempten-Oberallgäu und der Oberallgäuer Volkshochschule.

Was hält Ihrer Meinung nach Menschen von der Organspende ab?

Eva Maria Bachmann: Zum einen soll man eine Entscheidung treffen für eine Situation, die relativ unwahrscheinlich für den Einzelnen eintritt und die sich niemand vorstellen kann. Man ist tot und man spürt wirklich nichts mehr, ganz ehrlich? Soweit will keiner denken, im Normalfall nicht und schon gar nicht, wenn einige Organe noch funktionieren. Zum anderen bleiben auch bei bester Aufklärung Ängste, die vielleicht gar nicht genauer benannt werden können. Und wenn die Angehörigen unvorbereitet in die Situation geraten, entscheiden zu müssen, sind sie überfordert mit ihren eigenen Ängsten und mit ihren Gefühlen.

Was halten Sie von der Widerspruchsregelung?

Bachmann: Die Widerspruchsregelung wird das Problem nicht lösen. Das würde nur greifen, wenn man davon ausgeht, dass die Mehrzahl der Menschen spenden wollte, aber keine Lust hat, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Außerdem werden die Angehörigen ja trotzdem gefragt, und dann haben wir das gleiche Dilemma wie vorher. Das Einzige, was es bringen könnte, wäre vielleicht ein bisschen mehr Gerechtigkeit: Wer widersprochen hat, kommt im Zweifelsfall auch auf keine Empfänger-Liste. Die Wahrscheinlichkeit, selbst einmal ein Organ zu brauchen, ist statistisch ja höher als die Wahrscheinlichkeit zu spenden.

Können Sie in der Klinik Immenstadt Organe entnehmen?

Bachmann: Die Klinik Immenstadt ist wie ca. 1.200 andere Kliniken in Deutschland auch eine sogenannte "Entnahmeklinik". Das heißt, wir sind gesetzlich verpflichtet, potentielle Spender zu melden und in solchen Fällen auch zu fragen, ob die Bereitschaft zu einer Spende besteht. Ich nehme diesen Auftrag ernst und kümmere mich darum, dass wir dieser Aufgabe auch nachkommen. Allerdings kommen solche Fälle in unserer Klinik nicht sehr oft vor. Ich würde sagen im Durchschnitt alle zwei bis drei Jahre einmal. Dafür müssen dann spezialisierte Chirurgen zu uns kommen.

Der Vortrag findet am Mittwoch, 17. Oktober, um 19 Uhr in der Cafeteria der Kliniken Sonthofen statt. Anschließend steht Eva Maria Bachmann für Fragen zur Verfügung. Der Eintritt ist frei.

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