Eigentlich ist mit der inneren Stimme etwas Seelisches gemeint, das mit Denken und Fühlen zusammenhängt. Doch auch der Körper bietet viele Signale, auf die es zu hören gilt und die Denken und Fühlen massiv beeinflussen können. Beides hängt unmittelbar zusammen. Entscheidungen können sehr unterschiedlich sein, je nachdem ob sie in hungrigem oder gut sattem Zustand getroffen werden. Wenn der Magen knurrt, kann das in Gesellschaft peinlich sein, meist ist es ein Hinweis, dass man Hunger hat.
Doch der Gedanke, Magenknurren kommt aus einem gänzlichen leeren Magen stimmt nicht ganz, denn wenn wir von einem leeren Magen sprechen, befinden sich darin immer noch Wasser und Luft. Das Magenknurren entsteht durch Bewegungen der Magenmuskulatur. Durch Zusammenziehen verformt sich der Magen, wobei Wasser und Luft bewegt werden und das Knurren entsteht.
Schluckauf, auch ein Körpersignal, wird durch eine Nervenreizung hervorgerufen, die zu einer Zuckung des Zwerchfells führt. Das Zwerchfell ist eine Muskelplatte zwischen Brust- und Bauchraum, die für die Atmung wichtig ist. Zur Beendigung muss man das Zwerchfell beruhigen. Luftanhalten und Schlucken können dabei hilfreich sein.
Juckreiz beeinflusst die innere Stimmung massiv, führt er doch zu einer unwiderstehlichen Unruhe. Kratzen hilft, weil das Kratzgefühl schneller über die Nervenbahnen geleitet wird und dadurch den Juckreiz überdeckt.
Wenn die Nase „läuft“, reagiert die Nasenschleimhaut auf Reize des vegetativen Nervensystems. Schwellkörper in den sogenannten Nasenmuscheln füllen sich verstärkt mit Blut, wenn sich die Temperatur und Feuchtigkeit der Luft ändert oder wenn man weinen muss. Beim Schnupfen bilden
die Schleimhautdrüsen vermehrt Sekret, um die Viren abzusondern.
Niesen ist ein Schutzreflex, mit dem der Körper Fremdkörper wie Staub oder Pollen loswerden will. Sie werden durch die Niesattacke mit hoher Geschwindigkeit ausgestoßen. Genauso ist Husten für die tieferen Luftwege ein Schutzreflex, der Fremdkörper oder Schleim entfernen soll. Wirksam gegen Husten und Niesen ist es, die Schleimhäute feucht zu halten und vor allem viel zu trinken.
Grundsätzlich muss bei gehäuftem Auftreten all dieser Körpersignale an einen Hausarztbesuch gedacht werden.
Auch die Schlaflosigkeit sollte als Signal einer möglichen körperlichen oder seelischen Überforderung oder gar einer Krankheit beachtet werden. Etwa 50 000 Gedanken schwirren einem täglich durch den Kopf und beeinflussen das Gesundheits- oder Krankheitsgefühl, die Stimmungslage sowie das Erscheinungsbild und Auftreten. Man stelle sich vor, mit den Körpersignalen Juckreiz, Magenknurren und Müdigkeit eine große Aufgabe zu übernehmen. Da wird auch die psychische innere Stimme eher nein sagen als sie sagen würde, wenn die Entscheidung satt und gut ausgeschlafen getroffen wird.
Andererseits wird eine unzweifelhafte innerer Stimme, beim unbedingten Wollen eines schönen Ereignisses auch die schlimmsten Körpersignale übertönen. Übrigens kann man die innere Stimme seines Gegenüber bestens beeinflussen, wenn man ihm negative Körpersignale wie zum Beispiel das Magenknurren erspart. Darum heißt es auch: Liebe geht durch den Magen.
In diesem Sinne – bleiben Sie gesund!
PD Dr. Steinbigler
Chefarzt Innere Medizin,
Kreisklinik Mindelheim
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