Die Kliniken des Klinikverbunds Allgäu und seine Verantwortlichen können trotz Corona-Krise und gesundheitspolitischen Herausforderungen positiv in die Zukunft blicken. „Die Kliniken sind auf einem guten Weg und es wurden im vergangenen Jahr wichtige Weichen für eine positive Zukunft gestellt“, resümiert Aufsichtsratsvorsitzender Gebhard Kaiser. In der heutigen Aufsichtsratssitzung des Klinikverbunds Allgäu gGmbH, die zum letzten Mal in der bisherigen Besetzung stattfand, wurde der Jahresabschluss für 2019 beschlossen.
„Die Erfolgserlebnisse“, sagt Ulrike Sauer spontan auf die Frage, was ihr an ihrer Aufgabe gefällt. Die 54-jährige examinierte Altenpflegerin arbeitet seit einem Jahr in der Reha-Klinik Allgäu in Sonthofen. „Wenn ein Mensch zu uns kommt und nichts mehr kann und dann wieder fit ist, können wir uns auf die Schulter klopfen.“ Doch das ist es nicht allein: Sauer freut sich immer wieder auch über die Wertschätzung, die sie im gesamten Klinikteam einschließlich der Ärzte und Therapeuten erfährt. „Wenn jemand eine Idee hat, um eine Situation zu verbessern, wird er angehört und sein Vorschlag ausprobiert.“ Chefarzt Dr. Ronald Treiber, ärztlicher Leiter der Klinik, kann das nur bestätigen: „Altenpflegekräfte sind für uns ganz besonders wertvolle Mitarbeiter.“ Denn im Umgang mit den älteren Menschen seien sie hervorragend ausgebildet worden.
Über 1.400 Patienten sind im vergangenen Jahr in der Reha-Klinik, mit den 100 Betten eine der größten geriatrischen Rehabilitationskliniken in Bayern, behandelt worden, informiert der Chefarzt. Das Durchschnittsalter der Patienten beträgt 82 Jahre, in der Regel bleiben sie rund drei Wochen. Ziel ist es, dass sie zu Hause wieder allein ihren Alltag bewältigen können. Treiber ist stolz darauf, dass 85 Prozent seiner Patienten nach der Entlassung in den eigenen Haushalt zurückkehren. Damit das gelingt, bemüht sich ein multiprofessionelles Team aus Ärzten, Ergo- und Physiotherapeuten, Logopäden und Psychologen um die älteren Patienten.
„Die wichtigste Gruppe ist die Pflege“, stellt Ronald Treiber fest. „Viele Patienten, die zu uns kommen, sind extrem verzweifelt, fragen sich, ob sie wieder laufen können und ihre Wohnung wiedersehen.“ Hier setzt die so genannte aktivierend-therapeutische Pflege an. „Wir helfen ihnen, sich wieder selbst zu helfen“, sagt Ulrike Sauer. Wichtig ist es, Empathie für die älteren Menschen zu empfinden und eine gewisse Zuversicht auszustrahlen. Und dann passiert das „Wunder“: „Nach drei, vier Wochen laufen sie wieder, sie lachen“, so Treiber. Er habe noch nie so viel Dankbarkeit erfahren wie in der Geriatrie.
Ulrike Sauer hat seit knapp 20 Jahren in Alten- und Pflegeheimen gearbeitet. Dann suchte sie eine neue Herausforderung. Als sie eine Stellenanzeige der Reha-Klinik sah, kämpfte sie mit sich: „Ich hab‘ mich erst nicht getraut.“ Denn die pflegerische Tätigkeit in einer Klinik ist auch geprägt von medizinisch-rehabilitativen Behandlungen. Wie gehe ich mit einem frisch operierte Patienten um, wie funktionieren ein EKG oder ein Infusomat, wie bereite ich den Patienten für Untersuchungen vor? Viele Fragen, mit denen die Altenpflegerin konfrontiert wurde. „Am Anfang habe ich gedacht, das schaffe ich nicht.“ Aber dann stellte sie fest, dass es ihr niemand übelnahm, wenn sie etwas nachfragen musste. Jetzt kann Ulrike Sauer, Teamleitung auf der Station B2, voller Überzeugung sagen: „Ich lerne jeden Tag dazu. Jeder Tag ist total spannend.“
Um künftigen Altenpflegekräften Mut für einen Arbeitsplatz in der Klinik zu machen, hat Dr. Treiber zusammen mit den Altenpflegeschulen in Immenstadt und Kempten sowie der Krankenpflegeschule und der Hochschule in Kempten ein spezielles Einarbeitungskonzept für Altenpflegefachkräfte entwickelt. 13 Wochen lang gibt es für die „Neuen“ während der Arbeitszeit theoretische und praktische Einarbeitungsstunden, in denen sie vor allem notwendiges medizinisches Know-how lernen. In ihrer Arbeit werden sie nicht nur von einem Pflegefachberater unterstützt, sondern auch vom Patientenservice, der das Essen austeilt, Betten bezieht oder die Schränke auffüllt. Damit hat die Pflegekraft mehr Zeit für die Patienten. Ein weiterer Anreiz, so Ronald Treiber: „Die examinierten Altenpfleger erhalten die gleiche Bezahlung wie die examinierten Gesundheits- und Krankenpfleger.“ Ulrike Sauer ist an ihrem Arbeitsplatz in der Reha-Klinik Allgäu, Sonthofen, bestens angekommen: „Ich habe bis heute diesen Schritt nicht bereut“, sagt sie.