"Harl.e.kin –Nachsorge“

Neues Angebot für Früh- und Risikogeborene am Klinikum Kempten

 

Hannah ist vier Wochen alt. Heute darf sie aus der Klinik endlich nach Hause zu ihren Eltern und dem größeren Bruder. Ihr Start ins Leben war nicht einfach: Das kleine Mädchen kam in der 33. Schwangerschaftswoche zur Welt, sie wurde direkt nach der Geburt in die Intensivstation der Kinderklinik Kempten verlegt (Fall konstruiert). Die neonatologische Intensivstation des Klinikums ist auf die Versorgung unreifer Frühgeborener eingerichtet. Vier Wochen lang sind Tochter und Mutter auf der Station bestens versorgt, doch das Nachhause kommen macht der jungen Familie Sorgen. „Nicht nur der Übergang von der Kinderklinik nach Hause, auch die Wochen nach der Geburt stellen für viele Eltern eine besondere Herausforderung dar“, sagt der Neonatologe Dr. Herbert Müller, Chefarzt der Kinderklinik.

Damit Eltern mit der herausfordernden Aufgabe der Versorgung von früh- und risikogeborenen Kindern nicht alleine sind, bieten die Kinderklinik Kempten gemeinsam mit der Frühförderstelle Kempten und dem Bunten  Kreis als Träger das Nachsorgeangebot Harl.e.kin an. Mit betroffenen Eltern nehmen die Harl.e.kin-Mitarbeiterinnen noch auf der Station Kontakt auf. Sie bieten fachkompetente Beratung und Begleitung in Fragen der Pflege und Entwicklung des Kindes an. Ist Unterstützung gewünscht, besuchen Mitarbeiterinnen des Harl.e.kin-Teams als fachliches Tandem, die Familien zuhause. Das Harl.e.kin-Team besteht aus drei Kinderkrankenschwestern des Bunten Kreises und zwei entwicklungspsychologisch geschulten Mitarbeiterinnen der Frühförderstelle der Lebenshilfe Kempten. Die Dauer und Häufigkeit der Harl.e.kin-Nachsorge wird dabei individuell abgestimmt. „Die Nachsorge ist für die Eltern kostenlos“, betont die Sozialpädagogin Nadja Osterberger, Koordinatorin der Harl.e.kin-Nachsorge in Kempten.

Gegründet wurde das Projekt Harl.e.kin 2003 im Krankenhaus München-Harlaching, daher der Name, eine Abkürzung für „Harlaching – Eltern – Kind“. Dieses niedrigschwellige Nachsorgemodell wird vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales an 25 Standorten in Bayern gefördert. Schwabenweit bieten Kliniken in nur drei Städten diese Form der Nachsorge: Augsburg, Kaufbeuren und jetzt auch Kempten. Der Trägerverein ist der Bunte Kreis, der sich in Kempten seit fast 20 Jahren um Familien mit frühgeborenen sowie schwer oder chronisch erkrankten Kindern kümmert.

 


Die Kooperationspartner

Die gemeinnützige Organisation Bunter Kreis Allgäu e.V. unterstützt seit mehr als 18 Jahren regionale Familien mit Kindern, die schwer-, chronisch- oder lebensbegrenzend erkranken oder extrem früh zur Welt kommen. Die Mitarbeiterinnen des Vereins (Sozialpädagoginnen, Kinderkrankenschwestern, Ernährungsberaterin, Psychologin und Seelsorgerin) bieten ihre Hilfe im Rahmen einer Nachsorge an, in der sie Eltern und Kindern schulen und beraten, die Pflege zu Hause vorbereiten und die von den Eltern gewünschte Unterstützung leisten. So kommen Familien mit den komplexen und schwierigen Anforderungen durch die Erkrankung des Kindes besser zurecht. Regelmäßige Besuche zu Hause geben Sicherheit und fördern die Kompetenz im Umgang mit dem kranken Kind. Die Hilfe ist für die Betroffenen kostenlos.
Familien, die durch die Krankheit ihres Kindes in finanzielle Not geraten, hilft der Verein über einen Sozialfonds. Von Eltern organisierte Selbsthilfegruppen benutzen die Räumlichkeiten im Nachsorgezentrum kostenfrei.

Der Verein Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e. V. Kempten ist einer der großen Träger der Behindertenhilfe im Allgäu. Seit seiner Gründung vor mehr als 50 Jahren hat er ein differenziertes und umfassendes Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderungen und deren Familien geschaffen.
So verfügt die Lebenshilfe Kempten heute über eine Vielzahl von hoch professionellen Einrichtungen und ambulanten Diensten im Stadtgebiet von Kempten und im Landkreis Oberallgäu. Der Verein entwickelt diese Angebote permanent weiter und ergänzt sie hinsichtlich neuer, zusätzlicher Bedarfe.
Vorstand, Geschäftsführung und 300 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen mehr als 700 Menschen in ihrem Bestreben, gleichberechtigt am Leben in der Gesellschaft teilzunehmen. Die Lebenshilfe Kempten tritt mit ihrem ganzen Engagement für den Abbau noch vorhandener gesellschaftlicher Barrieren und für eine uneingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe ein.

Die Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin am Klinikum Kempten betreut akut und chronisch kranke Kinder von der Geburt bis zum Ende des 18. Lebensjahres. Mit einer Intensiv- und Frühgeborenenstation, allgemeinpädiatrischen Stationen für Säuglinge und Kleinkinder sowie für ältere Kinder und Jugendliche sowie einer Tagesklinik hält sie medizinische Leistungen aus allen Bereichen der Kinder- und Jugendmedizin bereit. Seit 2011 bildet die Kinderklinik zusammen mit dem Klinikum Memmingen das „Perinatalzentrum Allgäu“. Das Perinatalzentrum ist als Level-1-Zentrum der höchsten Versorgungsstufe in der Lage, alle Schwangeren und Kinder aller Reife- und Gewichtsklassen auf höchstem Standard zu versorgen. Es besteht seit Jahren eine enge Verzahnung mit dem Nachsorgezentrum Bunter Kreis Allgäu.

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