Früher an später denken

Das ist Palliativ – Wie Pflegekräfte, Ärzt:innen und eine Sozialarbeiterin an den Kliniken in Mindelheim und Ottobeuren Lebenshilfe leisten und was sie Ihnen raten

„Ich möchte jetzt nach Hause, es reicht“ Rosa, 83 Jahre alt, ist herzkrank und liegt schwer atmend in einem Krankenhausbett. Martina Harder sitzt an ihrer Seite und hört ihr aufmerksam zu. Sie ist Palliative-Care-Fachkraft des palliativmedizinischen Konsildienstes (PMD) an den Kliniken Mindelheim und Ottobeuren. „Palliative Begleitung heißt den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen“, sagt Harder. Der PMD unterstützt stationäre Patient:innen beider Kliniken mit lebensbegrenzenden Organ-, Hirn- oder Tumorerkrankungen, nimmt aber auch die Sorgen der Nahestehenden und das Stationsteam intensiv in den Blick. Er wurde 2018 durch das Pallium Palliativ Team Memmingen-Unterallgäu initiiert, welches seit 10 Jahren auch die ambulante, also häusliche, spezialisierte Palliativversorgung (SAPV) in der Region leistet. Bitten das Stationsteam und die Betroffenen darum, entsendet Pallium speziell ausgebildetes Personal in die Kliniken. Diese Form des PMD, von extern in die Kliniken eingebracht, ist nach mehr als vier Jahren deutschlandweit immer noch einmalig. Grund ist deren unzureichende Finanzierung, obwohl stationäre Palliativkonsildienste nachweislich Kosten für das Gesundheitssystem senken sowie vor allem die Behandlungs- und Lebensqualität von Patient:innen steigern.

„Es wird zu viel über Sterbehilfe diskutiert, anstatt den Fokus auf Lebenshilfe zu legen“, meint Dr. Ruth Sittl, Palliativmedizinerin und ärztliche Leitung des PMD. Die aktuelle Kampagne dasistpalliativder Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin tritt dem entgegen und bietet kurzweilige und kompakte Information über Palliativversorgung.
Unser Tipp: „Klicken Sie mal rein!“ Denn: Nur wer weiß, was möglich ist, kann das Erwünschte frühzeitig für sich organisieren. Informieren Sie sich unter www.dasistpalliativ.de oder gerne auch über die Internetseiten der Pallium gGmbH und des St. Elisabeth Hospizvereins.

Die herzkranke Rosa erhält auf Anraten des PMD Morphin. Vielen als Schmerzmittel bekannt, ist es in kleinen Dosen gut wirksam bei Atemnot. Als sie wieder aufatmen kann, lehnt Rosa die angebotene Herzklappenoperation dennoch ab. „Wochenlange Reha – nein, lieber Zuhause sein, Kinder und Enkel zu Besuch“ das wünscht sie sich, auch wenn es Lebenszeit kosten mag. Rosas erwachsene Kinder sind erstmal entsetzt. Dr. Sittl und ihre Kollegin Palliative-Care-Fachkraft Monika Gaßner, planen ein Familiengespräch. Ziel ist es zu vermitteln, dass Rosa, ehemals aktive Bergsteigerin, jetzt bettlägerig und hilfsbedürftig, ihr Leben nach ihren Vorstellungen, ohne Verlängerung ihres Zustands, zu Ende leben möchte, erklärt Gaßner. Es gelingt. Zudem wird ein Notfallplan erstellt, der auflistet, was Rosa im Notfall will: keine künstliche Flüssigkeit und keine künstliche Ernährung, wenn sie noch schwächer wird; keine Antibiotika, falls eine Infektion auftritt und nicht mehr in die Klinik. Auch Rosas Hausärztin wird informiert.

"Hätten wir doch schon früher gewusst, dass es Sie gibt" hört Christiane Baychmayr am nächsten Tag, als sie bei Rosa und deren Sohn am Bett sitzt. Baychmayr, Vertreterin der sozialen Arbeit hilft im PMD bei der Organisation der Weiterversorgung und er Erstellung einer Vorsorgevollmacht. So kann der Sohn, wenn Rosa selbst nicht mehr in der Lage ist, dem Willen seiner Mutter Ausdruck verleihen.

Unser Tipp: „Vermeiden Sie Ratlosigkeit und Überforderung!“ Wenn eine vertraute Person Ihre Behandlungswünsche und Ihre Behandlungsgrenzen kennt und für Sie sprechen darf, wird es leichter sie zu erfüllen. Erstellen Sie eine Patientenverfügung und erteilen Sie eine Vorsorgevollmacht. Zeitgemäße Informationen und Formulare finden sie beim Bayerischen Staatsministerium unter www.stmgp.bayern.de/meine-themen/fuer-patienten/   oder im Buchhandel mit der identischen, kostengünstigen Vorsorgebroschüre vom Verlag C.H.Beck.

Rosa kann in der Folge zu ihrem Sohn nach Hause entlassen werden und verstirbt dort friedlich betreut durch ihre Hausärztin. Mit dem palliativmedizinischen Konsildienst können die Kliniken Mindelheim und Ottobeuren im Klinikverbund Allgäu gGmbH, ähnlich einer Palliativstation, wohnortnahe stationäre palliative Versorgung anbieten, die bis in den ambulanten Bereich wirkt, freut sich der Initiator Dr. Manfred Nuscheler. Er ist Chefarzt an den Kliniken und ehrenamtlicher Geschäftsführer der Pallium gGmbH sowie Vorstandsmitglied beim Sankt Elisabeth Hospizverein Memmingen-Unterallgäu, zwei maßgeblichen Akteuren der Unterallgäuer Palliativversorgung.

Unser Tipp: „Frühzeitig palliative Unterstützung einbeziehen!“ Dr. Nuscheler betont, wie hilfreich es für Schwerkranke ist, wenn Sie sich rechtzeitig an Palliativspezialist:innen wenden. Er weist darauf hin, dass Hausärzt:innen die Betroffenen auch explizit zur palliativen Mitbetreuung durch den Palliativdienst in die Unterallgäuer Kliniken einweisen können. Und er bedankt sich, dass die Arbeit des PMD auch vom Landkreis Unterallgäu finanziell unterstützt und von den Klinikmitarbeiter:innen so gut angenommen wird.

Das Team des Palliativmedizinischen Konsildienstes: von Links: Palliative-Care-Fachkraft Monika Gaßner, Sozialarbeiterin Christiane Bachmayr, Palliativmediziner Dr. Manfred Nuscheler, Ärztliche Leitung PMD Dr. Ruth Sittl, Palliative-Care-Fachkraft Martina Harder. Bildrechte: Klinikverbund Allgäu

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