Kurzfristig wird ein Kollege krank, akute Notfälle häufen sich – im Klinikalltag gibt es für die Mitarbeiter immer wieder Situationen, in denen sie mehr als üblich belastet werden. Der Betriebsrat im Klinikverbund Kempten-Oberallgäu hat vor fünf Jahren eine Betriebsvereinbarung ausgearbeitet, mit der Probleme im Arbeitsablauf kurzfristig behoben werden können. Für dieses Konzept erhielt der Betriebsrat jetzt auf dem Deutschen Betriebsrätetag in Bonn in der Kategorie „Gute Arbeit“ einen Sonderpreis.
Insgesamt hatten 70 Betriebsräte aus ganz Deutschland ihre Projekte eingereicht, erklärt Stefan Rösle, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. 12 davon wurden in Bonn vorgestellt. Drei Preise und vier Sonderpreise wurden vergeben. In der ausgezeichneten Betriebsvereinbarung des Betriebsrates im Klinikverbund ist festgelegt, dass Mitarbeiter bei einer Überlastung eine so genannte „Gefährdungsanzeige“ der Geschäftsführung vorlegen können. Die Anzeige muss kurzfristig behandelt werden.
Wenn trotz aller Bemühungen keine Einigung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern erzielt werden kann, wird die „Ständige Einigungsstelle“ angerufen. Diese Einigungsstelle ist mit je zwei Vertretern aus Betriebsrat und Geschäftsführung besetzt. Vorsitzender ist jeweils der Direktor des örtlichen Arbeitsgerichts oder dessen Stellvertreter. Diese Einrichtung hat der Jury besonders imponiert. In seiner Laudatio würdigte Prof. Dr. Erhard Tietel von der Universität Bremen die Einigungsstelle als ein geregeltes „Lösungsverfahren“. Sie werde eben nicht erst bemüht, wenn der Konflikt hochgekocht sei.
Die Freude bei Stefan Rösle und seinen 26 Kollegen im Betriebsrat, die rund 2.800 Mitarbeiter vertreten, ist „sehr groß“. „Es ist wirklich eine Auszeichnung, die etwas mit Qualität zu tun hat.“ Verbund-Geschäftsführer Andreas Ruland gratulierte ebenfalls zu dem Sonderpreis. Für ihn ist es ein Beweis für ein gutes Miteinander, dass die „ständige Einigungsstelle“ bisher ein einziges Mal aktiviert und durchgeführt wurde.