Medizinische Schwerpunkte & Leistungsspektrum der Schmerztherapie im Klinikum Kempten
Schmerzerkrankungen
Chronische Kopfschmerzen wie
- Migräne
- Cluster-Kopfschmerzen
- Medikamenteninduzierte Kopfschmerzen
- Spannungskopfschmerzen
Arthrose bezeichnet einen „Gelenkverschleiß“, der das altersübliche Maß übersteigt.
Ursachen:
Ursachen sind ein Übermaß an Belastung (schwere körperliche Belastung, erhöhtes Körpergewicht), angeborene oder durch Unfall bedingte Gelenkfehlstellungen oder -deformierungen sowie genetische Faktoren oder Osteoporose.
- Bei der primären Arthrose wird eine biologische Minderwertigkeit des Knorpelgewebes unklarer Ursache angenommen.
- Bei der sekundären Arthrose ist die Arthrose Folge einer anderen Erkrankung, beispielsweise einer Gelenkentzündung, einer Verletzung, dauerhafter Medikamenteneinnahme oder einer Stoffwechselstörung.
Verlauf:
Bei der Arthrose führt eine anfängliche Knorpelschädigung im weiteren Verlauf zu Veränderungen am Knochen. Es kommt zu vermehrten Kalkeinlagerungen (Sklerosierung), vermehrtem Knochenabbau (Geröllzysten) und Knochenanbau (Randwülste). Zuletzt flacht die Gelenkfläche ab.
Symptome/Beschwerden:
Eine Arthrose kann ohne Symptome bestehen.
Häufig finden sich jedoch Anlauf- und Belastungsschmerzen, die in ihrer Stärke nicht immer mit den objektiven Veränderungen übereinstimmen.
Außerdem bestehen Gelenkergüsse (= Ansammlung von Flüssigkeit im Inneren eines Gelenks), Formveränderungen des Gelenks und Gelenkgeräusche.
Behandlung der Arthrose:
Ziele der Behandlung sind Schmerzfreiheit unter üblicher Belastung und Erhalt der Gelenkbeweglichkeit und der Gelenkform.
Unterschieden wird zwischen operativen, wie z.B. Gelenkspiegelungen und Gelenkersatz, und konservativen Verfahren. Zu den konservativen Verfahren gehören:
- Individuelle medikamentöse Schmerztherapie
- Krankengymnastik zur Verbesserung der Gelenkfunktion
- Orthopädische Hilfsmittel (Orthesen, Schuhzurichtungen) zur Linderung von Schmerzen und Verhinderung des Fortschreitens der Arthrose
- Kühlende Maßnahmen bei Gelenkreizungen
- Akupunkturbehandlung
- Leitlinienkonforme Standardtherapie
Eine individuelle medikamentöse Behandlung, ein gezieltes körperliches Training, Hilfsmittelversorgung und Akupunktur werden in einer schmerztherapeutischen Einrichtung individuell kombiniert und erzielen dadurch ein ideales Behandlungsergebnis.
Fibromyalgie ist eine chronische und nur begrenzt heilbare Erkrankung.
Ursachen:
Zusammenfassend liegt die Ursache in einer erniedrigten Schmerzschwelle.
Schuld ist eine Störung schmerzverarbeitender Systeme im Zentralen Nervensystem.
Zur Krankheitsentstehung tragen genetische, hormonelle, neurophysiologische, psychische und weitere Faktoren bei.
Symptome/Beschwerden:
Die Beschwerden sind mannigfaltig und individuell unterschiedlich stark ausgeprägt.
Es bestehen chronische Gelenkschmerzen, gelenknahe Schmerzen oder Muskelschmerzen in mehreren Körperregionen.
Außerdem findet sich ein schmerzhaftes Kribbeln und Prickeln, Brennschmerzen und eine Wärme-/ Kaltüberempfindlichkeit.
Zudem finden sich vegetative Störungen, wie Schlaf-, Konzentrationsstörungen, eine Reizüberempfindlichkeit und Magen-, Darmbeschwerden.
Bei 66 Prozent liegt auch eine Depression vor.
Diagnose und Therapie sind erschwert, weil häufig zusätzlich eine entzündlich- rheumatische Erkrankung vorliegt.
Therapie:
Die Fibromyalgie ist durch medizinische Maßnahmen nicht heilbar, aber durch eine Behandlung kann Folgendes erreicht werden:
- Erhalt, bzw. Verbesserung der Funktionsfähigkeit im Alltag.
- Erhalt, bzw. Verbesserung der Lebensqualität.
- Linderung der Beschwerden.
Nach den Kenntnissen der modernen Schmerzforschung ist eine vielversprechende Therapie, eine multimodale Behandlung in einem spezialisierten Schmerzzentrum.
Durch eine Mischung weniger wirksamer Medikamente und aktiven, sowie passiven Maßnahmen kann ein Erhalt/eine Verbesserung der Funktionsfähigkeit im Alltag, der Lebensqualität und Linderung der Beschwerden erreicht werden.
Da die Fibromyalgie ein lebenslang bestehendes Krankheitsbild ist, sollen vor allem Behandlungsverfahren, die selbstständig durchgeführt werden können, erlernt werden. Nur dadurch kann eine langfristige Wirksamkeit gesichert werden.
Ursachen:
Die Ursache für Rückenschmerzen ist meist vielseitig.
Am häufigsten liegt ein Verschleiß der Bandscheiben mit reaktivem Knochenanbau an den angrenzenden Wirbelkörpern zugrunde. Dadurch kommt es zu einer Knochen-/Bandscheibenbedingten Einengung der Nervenwurzelaustrittslöcher. Zudem verschleißen die kleinen Wirbelgelenke und die Muskulatur verspannt sich.
Auch wachstumsbedingte Verkrümmungen, Wirbelsäulenverletzungen und psychische Faktoren können ursächlich sein.
Aufgrund der vielfältigen Faktoren ist eine frühzeitige interdisziplinäre und multimodale Behandlung der Rückenschmerzen notwendig.
Ärzte, Krankengymnasten und Psychologen beugen im Team einer Chronifizierung der Rückenschmerzen vor.
Therapie:
Unser Behandlungsansatz ist interdisziplinär. Das heißt spezialisierte Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen (Anästhesie, Orthopädie/Unfallchirurgie und Neurologie/Psychiatrie), sowie Krankengymnasten und Psychologen arbeiten Hand in Hand zusammen.
Ein multimodales Programm ermöglicht vielfältige Therapieansätze.
Dadurch kann der Patient in seiner individuellen Gesamtheit erfasst werden.
Zusätzlich besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Wirbelsäulenchirurgen in unserer Klinik. Durch unter anderem auch minimalinvasive Verfahren wird versucht, die Ursache der Rückenschmerzen zu beheben.
Hauptziel der Behandlung ist, die Schmerzen zu beheben und ein chronisches Leiden zu verhindern.
Nervenschmerzen
Tumor(Krebs-)erkrankungen werden häufig von Schmerzen begleitet. Eine individuelle optimale Schmerztherapie ist deshalb unverzichtbar.
Ursachen:
Gründe für Tumorschmerzen sind das Wachstum des Tumors in Nerven hinein oder, dass der Tumor auf Nerven drückt. Des Weiteren können der Tumor oder seine Tochtergeschwülste Bewegungen von Organen, wie z.B. dem Darm, blockieren.
Durch Tumortherapien, wie z.B. die Chemotherapie oder OP-Narben, welche die Gewebestrukturen oder Gewebefunktionen verändern, können ebenfalls Schmerzen entstehen.
Therapie:
Bei der Auswahl der Therapieform gilt es zu beachten, ob die Tumorerkrankung, die Tumortherapie oder andere heilbare Erkrankungen die Schmerzen verursachen.
Wichtigstes Ziel der Schmerztherapie ist der Erhalt bzw. die Verbesserung der Lebensqualität. Eine ausgewogene und differenzierte medikamentöse Schmerztherapie kann dies erreichen.
Die Dosierung der Medikamente muss individuell und ausreichend auf den Patienten abgestimmt sein und einem festen und kontrollierten Zeitplan folgen.
Unter diesen Voraussetzungen machen auch sehr starke Schmerzmittel, wie beispielsweise Morphin, nicht abhängig und Depotpräparate (= Arzneimittel, deren Wirkstoffe über einen längeren Zeitraum freigesetzt werden) sorgen für eine anhaltende Schmerzlinderung.
Dabei sollte aber nicht nur eine beschwerdebezogene Therapie erfolgen, sondern der Patient in seiner Gesamtheit behandelt werden.
Ein interdisziplinäres Team in einem Schmerzzentrum kann mit einer Vielzahl an Therapien den Patienten ganzheitlich betreuen und die Lebensqualität erhalten und/oder verbessern.
Unsere Behandlungsansätze
Chronische Schmerzpatienten erleben häufig, dass es alles andere als leicht ist, eine Ursache ihrer Beschwerden sowie eine geeignete Therapie zu finden. Sie müssen erfahren, dass Therapieerfolge nicht anhalten oder nicht ausreichend genug sind, Ihnen eine Bewältigung Ihres Alltags zu ermöglichen. In der Folge suchen Sie andere Ärzte und weitere Therapeuten auf, die nach und nach verschiedenste Behandlungsverfahren versuchen.
Dieses Vorgehen kann durchaus sinnvoll sein. Allerdings haben Studien gezeigt, dass die nachhaltige Behandlung chronischer Schmerzen am ehesten gelingt, wenn eine fachübergreifende Zusammenarbeit unterschiedlicher medizinischer Disziplinen erfolgt und das Schmerzgeschehen systematisch aus verschiedenen therapeutischen Blickwinkeln angegangen wird.
Bereits der Volksmund weist darauf hin, dass persönliche Erlebnisse und Erfahrungen wie beispielsweise Verlust oder Trauer („das hat mir das Herz gebrochen“) einen erheblichen Einfluss auf den Körper haben können. Andere Ereignisse, die mit Ärger und Stress verbunden sind, „schlagen auf den Magen“ oder „gehen an die Nieren“. Diese Aspekte, die mit unserem alltäglichen Leben zusammen hängen, wirken sich auch direkt auf das persönliche Schmerzerleben aus.
Zusätzlich können Strategien erlernt werden, die zu einer veränderten Schmerzempfindung beitragen. Wer „leichten Herzens und leichten Sinns“ durch das Leben gehen kann, nimmt auch den Schmerzen viel von ihrer Wirkung. Umgekehrt ist allerdings gerade der chronische Schmerz oft so belastend, dass sich im Rahmen dieser Schmerzerkrankung eine niedergedrückte oder verzweifelte Stimmung entwickelt. Es entwickelt sich ein Teufelskreis: Unverständnis von Kollegen am Arbeitsplatz angesichts häufiger Krankschreibung, genauso wie Frustration in der Familie oder im Freundeskreis, weil kaum noch gemeinsame Unternehmungen möglich sind. Dies verstärkt die Verzweiflung über die eigene Lage.
Zunehmend wird anerkannt, dass eine umfassende Behandlung durch ein multiprofessionelles Team die Chance auf einen dauerhaften Therapieerfolg bei einer chronischen Schmerzerkrankung deutlich erhöht. Dabei kommen neben der klassischen ärztlichen Diagnostik und Therapie auch psychologische und psychotherapeutische Verfahren zum Einsatz, zudem körperlich trainierende Methoden wie Physiotherapie, Medizinische Trainingstherapie (MTT) oder Atemtherapie. Ergänzt wird das Spektrum durch einen Sozialdienst für arbeitsplatzrelevante Themen, kreative Angebote wie Kunst- und Tanztherapie sowie ein spezielles Genusstraining.
Zusätzlich bringen unterschiedliche Anforderungen im Beruf, im Alltag und in der Familie heute oft großen Zeitdruck mit sich - Stichworte wie „Stress“ und „Burn out“ sind jedem geläufig. Hier bewähren sich verschiedene Entspannungsverfahren sowie der bewusste und nachhaltige Umgang mit den eigenen Ressourcen.
Wichtigstes Behandlungsziel ist daher nicht nur eine effektive Schmerzkontrolle, sondern zusätzlich die bestmögliche Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie der psychischen Belastbarkeit. Sie sollen den beruflichen Anforderungen, Ihren persönlichen Herausforderungen und der familiären Situationen wieder gewachsen sein!
Die Schmerztagesklinik ist der geeignete Ort für die häufig schwierige Diagnostik und Therapie chronischer Schmerzerkrankungen: Selbst starke Medikamente bleiben oft ohne ausreichenden Effekt oder werden aufgrund von Nebenwirkungen nicht toleriert, Injektionen oder Operationen erweisen sich als nicht dauerhaft hilfreich. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass die gerade bei Schmerzerkrankungen wesentlichen psychischen Einflussfaktoren sowie zusätzliche Stressfaktoren wie Arbeitsplatzbelastungen oder familiäre Probleme in nicht spezialisierten Einrichtungen nicht ausreichend in die Therapie mit einbezogen werden.
Therapieziel in der Schmerztagesklinik ist eine Schmerzkontrolle im Alltag bei verbesserter körperlicher Leistungsfähigkeit und Lebensqualität, vorrangig mit Methoden, die die Patienten eigenständig anwenden können.
Aufnahme- und Untersuchungstag (Assessment)
Im Rahmen eines Aufnahme- und Untersuchungstages (Assessment) erheben Ärzte und Psychologen zunächst eine ausführliche Krankengeschichte (Anamnese). Vorliegende Untersuchungsbefunde (z.B. Röntgen-, Kernspin- und CT-Bilder) und Arztbriefe werden gesichtet.
Außerdem erfolgt eine gründliche körperliche Untersuchung sowohl durch Ärzte als auch durch Physiotherapeuten. Zusätzlich werden individuelle Stressfaktoren erhoben, sowie Auswirkungen der Schmerzen in den unterschiedlichen Lebensbereichen und die persönlichen Strategien im Umgang mit den chronischen Schmerzen erfragt. In einem ausführlichen Abschlussgespräch werden die erhobenen Befunde und die daraus abgeleiteten Empfehlungen und therapeutischen Ansätze gemeinsam mit dem Patienten erörtert und in einem ausführlichen Arztbrief auch an den Hausarzt weitergegeben.
Für die Terminvergabe ist das Vorliegen eines vollständig ausgefüllten Schmerzfragebogens sowie aller Arztbriefe und Untersuchungsberichte Voraussetzung. Diese Unterlagen ermöglichen bereits für das Assessmentgespräch eine Information der Therapeuten über die bisher erfolgten Untersuchungen und Behandlungen, und helfen zudem, unnötige Doppeluntersuchungen zu vermeiden.
Sie können hier die aktuelle Version unseres Fragebogens ausdrucken und zusammen mit Ihren vollständigen Unterlagen in Kopie an unser Sekretariat mit folgender Adresse schicken.
Nach dem Eingang der vollständigen Unterlagen kontaktieren wir Sie für einen Vorstellungstermin.
Tagesstationäres Kursprogramm
In der Schmerztagesklinik erfolgt im Rahmen verschiedener Kursprogramme eine ganztägige Behandlung, meist im Zeitraum zwischen 08:00 bis 16:00 Uhr. Nachts und am Wochenende befinden sich die Patienten in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung. Gemäß dem multimodalen Ansatz setzt sich der Therapieplan aus unterschiedlichen Bausteinen zusammen.
Neben ausführlichen medizinischen Informationen über Ursachen von Schmerzerkrankungen, Medikamente und andere Therapiemöglichkeiten stehen die Vermittlung von Informationen und Strategien der psychologischen Schmerzbewältigungstherapie im Vordergrund. Ergänzt durch körperlich aktivierende Trainingselemente, sowie kreativtherapeutische Angebote entsteht daraus ein vielfältiger Behandlungsplan, der durch ärztliche, psychologische und physiotherapeutische Einzeltermine komplettiert wird.