Medizinische Schwerpunkte in Kempten Umfangreiches Leistungsspektrum der Orthopädie und Unfallchirurgie
Die Abteilung für Orthopädie, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Klinikum Kempten unter der Leitung von Chefarzt Univ.-Prof. Dr. med G. Täger besitzt die Zulassung als Durchgangsarzt (kurz D-Arzt) der Berufsgenossenschaften.
Darüber hinaus verfügt das Klinikum Kempten als einziges Krankenhaus im Oberallgäu über die Berechtigung zur Versorgung von schwer- und schwerstverletzten Personen nach den Verletzungsartenverfahren (SAV).
Als besondere Spezialität ist die Abteilung im Rahmen einer Spezialsprechstunde als Beratungsarzt für die Berufsgenossenschaft zuständig für die Begutachtung von schweren Fußverletzungen und der hieraus resultierenden Hilfsmittelversorgung (z.B. Einlagen, orthopädische Schuhe, Prothesen).
Das so genannte Durchgangsarztverfahren (kurz D-Arzt-Verfahren) regelt die Behandlung und Abrechnung eines Arbeitsunfalls in Deutschland. Hierunter fallen auch Unfälle auf dem Weg von oder zur Arbeit, Kindergarten- oder Schulunfälle. Es kommt zur Anwendung, wenn eine gesetzliche Unfallversicherung (z.B. gewerbliche BG, landwirtschaftliche BG, gesetzliche Unfallkasse) die Kosten für die Behandlung übernimmt.
Folglich sind Unfallverletzte nach Arbeitsunfällen/Wegeunfällen einem Durchgangsarzt vorzustellen, wenn…
- die Unfallverletzung über den Unfalltag hinaus zur Arbeitsunfähigkeit führt
oder - die notwendige ärztliche Behandlung voraussichtlich über eine Woche andauert
oder - Heil- und Hilfsmittel zu verordnen sind
oder - es sich um eine Wiedererkrankung aufgrund von Unfallfolgen handelt
Weitere Informationen
Beckenfrakturen stellen mit einer Häufigkeit von ca. drei bis zwanzig Fällen pro 100.000 Einwohner in Deutschland eine eher seltene aber zumeist schwerwiegende Erkrankung dar.
Zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr liegen die Ursachen größtenteils in Stürzen aus großer Höhe, Verkehrsunfällen und Freizeitunfällen. Mit steigendem Alter treten die Mehrzahl der Frakturen aufgrund verminderter Knochenfestigkeit bereits bei teilweise banalen Stürzen auf.
Das Becken besteht aus mehreren Knochen und Bandstrukturen. Es gibt die Beckenschaufeln des Darmbeines, das Acetabulum (mit Hüftpfanne) und den vorderen Anteil mit Sitz- und Schambein sowie den hinteren Anteil mit Kreuzbein und dem Übergang zur Wirbelsäule. So entsteht der sogenannte Beckenring.
Grundsätzlich muss zwischen stabilen und instabilen Verletzungen unterschieden werden.
- stabile Verletzungen (Typ A) sind Brüche oder Abrisse an den Darmbeinschaufeln, dem Sitzbein, Schambein oder Steißbein unterhalb der Gelenkverbindungen
- bei Typ-B-Verletzungen besteht eine Rotations-/Drehinstabilität z.B. bei Aussprengung des vorderen Beckenringes oder Verschiebungen des hinteren Strukturen
- die instabilste Verletzung (Typ C) entspricht einer gleichzeitigen Verletzung vorderer und hinterer Strukturen mit Instabilität in allen Ebenen
Die Entscheidung zur konservativen oder operativen Therapie sowie des Versorgungszeitpunktes einer Beckenringverletzung wird anhand der klinischen Untersuchung, der durchgeführten bildgebenden Diagnostik (CT, NMR) und der hieraus resultierenden Klassifikation der Beckenfraktur getroffen.
Ziel der Behandlung ist eine möglichst anatomische, belastbare Wiederherstellung der Strukturen um eine frühzeitige Mobilisation des Patienten zu ermöglichen.
Die Versorgung umfasst das gesamte Spektrum der Akutversorgung der rekonstruktiven sowie der elektiven Handchirurgie.
Gesunde Hände sind unentbehrlich! Deshalb beteiligen wir uns an der Kampagne der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Mehr erfahren Sie auf der Kampagnenwebsite www.handexperten.com
Akutversorgung
Hauptaugenmerk liegt auf der chirurgischen Behandlung von akuten Handverletzungen bis hin zu Komplexverletzungen auch im Rahmen der Polytraumaversorgung.
Im Rahmen der Akutversorgung werden Weichteilverletzungen, Beuge- und Strecksehnendurchtrennungen sowie Nervenläsionen behandelt. Gefäß- und Nervenverletzungen werden mikrochirurgisch rekonstruiert. Osteosyntheseverfahren bei Frakturen der Finger, Mittelhand, Handwurzel und am distalen Unterarm können weitestgehend mit modernen Implantaten (Miniplattenosteosynthesen, Herbertschrauben, winkelstabile Radiusplatten u.Ä.) übungsstabil versorgt werden, um eine sofortige aktive Nachbehandlung zu gewährleisten. Für die Versorgung nicht dislozierter Kahnbeinfrakturen kann eine minimalinvasive, perkutane Verschraubung angeboten werden.
Bissverletzungen und Infektionen
Bissverletzungen und Infektionen stellen im Bereich der Hand einen weiteren Schwerpunkt der Akutversorgung dar. Hierbei ist eine frühzeitige chirurgische Intervention notwendig um weitreichende Folgeschäden für die Handfunktion zu vermeiden.
Rekonstruktionen und Revisionseingriffe
Nach Verletzungen an Sehnen, Nerven und Knochen verbleiben oftmals Einschränkungen im Gebrauch der Hand.
Sehnen- und Nervendefekte oder auch Verklebungen können sekundär gelöst (Tenolysen, Neurolysen) oder auch mittels Sekundärnaht oder Sehnen- und Nerventransplantationen rekonstruiert werden. Bei degenerativen Sehnenrupturen (Einriss, Riss) oder neurologischen Lähmungserscheinungen wird die Handfunktion über motorische Ersatzoperationen (Sehnentransfers, Kopplungen) wiederhergestellt.
In Fehlstellung verheilte Frakturen oder auch nicht verheilte Frakturen (Pseudarthrosen) werden über Korrekturosteotomien sowie Pseudarthrosenresektionen, teils mit Spongiosaplastik, behandelt. Insbesondere die Behandlung der Kahnbeinpseudarthrose sowie die Verletzung des SL-Bandes bleibt hervorzuheben, um daraus resultierende Folgeschäden für das Handgelenk abzuwenden.
Probleme nach distaler Radiusfrakturversorgung werden über Früh- und Spätkorrekturen von Fehlstellungen und Begleitverletzungen (Bandverletzungen, TFCC-Läsionen) behandelt.
Handgelenks- und Fingergelenksarthroskopie
Durch die Möglichkeit der minimalinvasiven Behandlungsmöglichkeit der Arthroskopie können intraartikuläre (im inneren liegende) Schäden am Handgelenk, aber auch der Fingergelenke, wie Knorpelschäden, Verletzungen des TFCC (Diskus triangularis) und Bandverletzungen behandelt werden. Auch im Rahmen der Frakturversorgung intraartikulärer Brüche der Speiche (Radiusfrakturen) kann so in gewissen Fällen ein offenes Operationsverfahren erspart werden.
Rettungsoperationen
Durch zu spät erkannte Binnenverletzungen des Handgelenkes kommt es häufig zu schmerzhaften Zuständen am Handgelenk mit Ausbildung einer Handgelenksarthrose (SLAC-Wrist auf dem Boden einer veralteten SL-Bandläsion, SNAC-Wrist als Arthrose bei nicht behandelter Kahnbeinpseudarthrose). Der frühere Goldstandard der Handgelenksversteifung kann heutzutage oftmals durch Rettungsoperationen umgangen werden. Als bewegungserhaltende Verfahren kann durch die Entfernung der proximalen Handwurzelreihe (proximal row carpectomy) oder eine mediokarpale Teilarthrodese eine ausreichende Beweglichkeit des Handgelenkes erhalten werden.
Rheumatologische Chirurgie
Durch eine rheumatologische Grunderkrankung kommt es oftmals zur Ausbildung von Deformitäten am Handgelenk sowie der Finger mit Gelenksdestruktionen und Sehnenveränderungen, bis hin zu degenerativen Sehenrupturen (Anrissen oder Rissen). Durch frühzeitige Entfernung der entzündlich veränderten Gelenkschleimhaut können solche Deformitäten verzögert und teils verhindert werden. Bei bereits eingetretenen Gelenkzerstörungen am Handgelenk sowie an den Fingergelenken kann durch einen prothetischen Gelenkersatz oftmals eine Versteifung verhindert werden.
Prothetischer Gelenkersatz
Bei fortgeschrittenen Gelenkzerstörungen und Abnutzungen besteht auch an der Hand die Möglichkeit zum prothetischen Gelenkersatz. Sowohl für das Handgelenk, das distale Radio-Ulnargelenk als auch für die Fingergelenke können endoprothetische Versorgungen angeboten werden.
Kindliche Fehlbildungen
Die Korrektur von kindlichen Fehlbildungen ist eine hochspezialisiertes Aufgabengebiet der Handchirurgie. Hier besteht die Möglichkeit zur Korrektur von Fehlbildungen wie die Trennung von Syndaktylien, die Behandlung eines Pollex flexus congenitus oder Abtragungen von Fehl- oder Doppelanlagen.
Des Weiteren besteht bei komplexen Fehlbildungen eine enge Kooperation mit hochspezialisierten Partnern in der Region (Zentrum für Hand- und Fußchirurg in Ravensburg, Prof. H. Krimmer).
Elektive Handchirurgie
Im Rahmen der elektiven Handchirurgie können sämtliche Wahleingriffe angeboten werden.
Die Dupuytren´sche Kontraktur stellt, bei sich abzeichnenden Kontrakturen, eine deutliche Einschränkung der Handfunktion dar. Hier kann über operative Eingriffe mit subtotaler Aponeurektomie, aber auch mit minimalinvasive Verfahren wie die Nadelfasziotomie oder die Injektionsbehandlung mit Collagenase eine verbesserte Handfunktion erreicht werden.
Periphere Nervenkompressionssyndrome (Karpaltunnelsyndrom, Kubitaltunnelsyndrom u.a.), die Behandlung von chronischen Sehnenscheidenentzündungen (Schnellende Finger, Tendovaginitis stenosans de Quervain u.a.) und auch Ganglienentfernungen werden im Rahmen ambulanter Operationen angeboten.
Die Behandlung der Daumensattelgelenksarthrose (Rhizarthrose) erfolgt stadienabhängig vom arthroskopischen Debridement bis hin zur Resektionsarthroplastik. Auch Rettungsoperationen bei misslungener Trapezektomie werden angeboten.
Die ambulante Untersuchung und Behandlung der Kinder und Jugendlichen ist sowohl in unserer Klinik in Kempten als auch in den Praxen der medizinischen Versorgungszentren in Oberstdorf und Kempten möglich. Die Diagnose erfolgt vorwiegend durch eine klinische Untersuchung und wird in notwendigen Fällen durch moderne strahlenfreie Bildgebungsverfahren (Ultraschall, inkl. Sonographie der Säuglingshüfte und Kernspintomographie) unterstützt. Falls erforderlich besteht zudem die Möglichkeit der Durchführung einer Röntgendiagnostik.
Ist eine stationäre, operative Behandlung erforderlich, können die Kinder im Klinikum Kempten behandelt werden. Bei uns stehen modernst ausgestattete Operationssäle zur Verfügung. Die Patienten werden auf der Kinderstation kindgerecht von Kinderkrankenschwestern und den dortigen Kinderärzten mitbetreut.
- Erkrankungen des kindlichen Hüftgelenkes (Hüftdysplasie, Morbus Perthes, Epiphyseolysis capitis femoris)
- Erkrankungen des kindlichen Kniegelenkes (Patellaluxation, kindliche Kreuzbandverletzung, Meniskusverletzungen, Osteochondrosis dissecans, kindliche Frakturen und Sportverletzungen)
- Erkrankungen des kindlichen Fußes (Verletzungen des Sprunggelenkes, Osteochondrosis dissecans, kongenitaler Klumpfuß, kindliche Kreuzbandverletzung, Meniskusverletzungen, Osteochondrosis dissecans, kindliche Frakturen und Sportverletzungen, kindlicher Knick-Senkfuß)
- Achsfehlstellungen (O- und X-Beine, Beinlängendifferenzen)
- Skoliose
- Skelettdysplasien und syndromale Erkrankungen
- Osteogenesis imperfecta
- Neuromuskuläre Erkrankungen
Ein weiterer Schwerpunkt unserer Klinik ist die Behandlung von verletzten (Klein-)Kindern. Die Diagnostik und Therapie von Patienten im Wachstumsalter muss speziell an das Alter, die Korrekturmöglichkeit im weiteren Wachstum und natürlich an die kleinen Patienten selber angepasst sein, um erfolgreich zu sein. Wenn es möglich ist, wählen wir die konservative Behandlung (ohne Operation) und nutzen dabei die natürlichen Korrekturmechanismen des Wachstums, die bei Kindern noch stark ausgeprägt.
Wenn eine Operation notwendig ist, setzen wir möglichst schonende Operationsverfahren ein, die dem wachsenden Knochen und dem kleinen Patienten mit seinem oft großen Bewegungsdrang gerecht werden.
Durch die enge Kooperation mit der Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Neonatologie, Perinatalzentrum in unserem Haus können wir jederzeit eine fachgerechte Behandlung und eine kindgerechte Unterbringung (auf der Kinderstation beziehungsweise der Kinderintensivstation) gewährleisten.
Die Ärzte der Klinik für Orthopädie, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie sind nach der Ausbildung im Fachgebiet Notfallmedizin regelhaft im Notarztwesen der Klinik eingebunden. Dies erfolgt sowohl auf dem Notarzteinsatzfahrzeug als auch mit dem Rettungshubschrauber Christoph 17.
Das landgebundene Notarztwesen wird vorwiegend von den ärztlichen Mitarbeitern des Hauses geleistet und sorgt für die Abdeckung der Stadt Kempten sowie der näheren Umgebung rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres.
Der primäre Einsatzbereich des Rettungshubschraubers Christoph 17 erstreckt sich in einem Radius von zirka 50 km um Kempten. Für dringende Patientenverlegungen werden auch Kliniken angeflogen, die außerhalb dieses Bereiches liegen.
Das Team des Rettungshubschraubers Christoph 17 flog in den letzten zehn Jahren im Schnitt zirka 1600 Einsätze pro Jahr. Ein Team setzt sich aus Pilot (Bundespolizei Fliegerstaffel Süd) Rettungsassistent (BRK Kempten) und Notarzt (überwiegend Klinikum Kempten) zusammen. Bergeinsätze werden zusammen mit der Bergwacht Bayern durchgeführt. Bei schwieriger Geländebeschaffenheit auch mit dem Rettungstau.
Unser Ziel als zertifiziertes überregionales Traumazentrum ist es, jedem Schwerverletzten rund um die Uhr die bestmögliche Versorgung unter standardisierten Qualitätsmaßstäben zu ermöglichen. Dafür unterziehen wir uns alle 3 Jahre einem standardisierten Zertifizierungsverfahren, im Rahmen derer die fachliche Kompetenz und Leistungsfähigkeit bei der Versorgung von Schwerverletzten nach Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) überprüft und bescheinigt werden. Als Qualitätskriterien liegen dabei Anforderungen an den Personalbestand, an systematische organisatorische Abläufe, die räumliche Einrichtung sowie die technische Ausstattung zugrunde.
Im Rahmen des „Traumaregisters“ werden die Behandlungsdaten aller in Kempten versorgten Schwerverletzten mit den Daten anderer Kliniken gleicher Größe verglichen. Dieses "Benchmarking" erlaubt den Qualitätsvergleich der uns anvertrauten Patienten und hilft uns, noch besser zu werden. Eine regelmäßige anonyme Evaluation der Schnittstelle zwischen Rettungsdienst und Notaufnahme liefert uns weitere Daten, anhand derer wir die Qualität der Übernahme beurteilen und optimieren.
Die Abteilung für Unfallchirurgie ist zusätzlich in externe Qualitätssicherungsmaßnahmen der Bayerischen Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung (BAQ) eingebunden. Dabei werden die Ergebnisse der Patientenbehandlung anhand eines einheitlichen Sets von Qualitätsindikatoren vergleichend mit anderen großen unfallchirurgischen Kliniken in Deutschland bewertet.
Das Schultergelenk ist ein muskelgeführtes Gelenk, d.h., die Führung wird vor allem durch die umgebenden Weichteile, Muskeln und Sehnen gewährleistet. Jedoch entscheidet es sich grundlegend von anderen großen Gelenken, z.B. dem Hüftgelenk, welches durch die entsprechenden knöchernen Strukturen äußerst streng formgeführt wird. Diese Weichteilführung des Schultergelenkes erlaubt zum einen eine enorme Beweglichkeit in allen Ebenen des Raumes, macht es allerdings jedoch auch verletzungsanfälliger für die entsprechenden umgebenden Weichteilstrukturen.
Impingementsyndrom
Hierbei handelt es sich um eine Enge des Gleitraumes unterhalb des Schulterdaches, die durch knöcherne Ausziehungen (Sporn, Arthrose des Schultereckgelenkes) entstehen kann und u.a. zu Schleimbeutelentzündungen und Reizungen der darunter laufenden Rotatorenmanschette führen kann.
Dieser Gleitraum kann sowohl arthroskopisch als auch über einen offenen Zugangsweg erweitert werden. Zudem kann entzündlich verändertes Gewebe (z.B. Schleimbeutel) entfernt werden. Knöcherne Anbauten können abgetragen werden.
In der Regel darf die Schulter nach einem solchen Eingriff sofort ohne Einschränkung beübt und selbständig bewegt werden.
Rotatorenmanschettenruptur
Bei der Rotatorenmanschette handelt es sich um einen den Oberarmkopf umgreifenden Sehnenkomplex, welcher für die Funktion des Schultergelenkes von entscheidender Bedeutung ist.
Bei Verletzungen der Rotatorenmanschette unterscheidet man grundsätzlich Verletzungen in Folge eines akuten Traumas sowie Einrisse in Folge von Verschleißprozessen, die meist im Alter über 50 Jahre auftreten.
Die Sehnen der Rotatorenmanschette werden klinisch, über Ultraschalldiagnostik und ggf. mittels Kernspintomographie untersucht. Anschließend muss beurteilt werden, ob diese genäht werden können. Dies kann grundsätzlich arthroskopisch als auch über eine offene Rekonstruktion erfolgen und muss im Einzelfall individuell entschieden werden.
Bei alten oder sehr großen Rissen kann jedoch im Einzelfall eine Rekonstruktion des Sehnenrisses nicht möglich sein.
Nach der Operation wird die entsprechende Schulter in der Regel 6 Wochen ruhig gestellt und darf in diesem Zeitraum nur passiv, d.h. durch den Krankengymnasten oder entsprechende Schienen bewegt werden.
Schultergelenkluxation (Ausrenkung)
Hierbei handelt es sich um kein einheitliches Verletzungsmuster. Durch den hohen Bewegungsumfang, welchen die Schulter aufgrund ihrer Weichteilführung zulässt, ist ein Ausrenken an diesen Gelenken wahrscheinlicher als z.B. am Hüftgelenk.
Grundsätzlich muss unterschieden werden zwischen traumatischen Luxationen, die z.B. durch einen Unfall/Sturz ausgelöst werden und Luxationen, die primär ohne äußeres Unfallereignis durch eher eingeschränkte Kapsel-Band-Führung auftreten.
Vor allem nach traumatischen Luxationsereignissen ist in der Regel eine operative Stabilisierung anzustreben, um wiederholte Luxationen und eine langfristige Schädigung des Schultergelenkes zu verhindern. Je nach Ausmaß der Instabilität kann die Operation arthroskopisch oder offen durchgeführt werden. Anschließend muss die Schulter 6 Wochen ruhig gestellt und ein durch den Operateur angegebenes Bewegungsausmaß eingehalten werden.
Endoprothetik des Schultergelenks
Wie auch an anderen Gelenken kann es am Schultergelenk zu Verschleißerscheinungen (Arthrose) kommen. Hier besteht die Möglichkeit des künstlichen Gelenkersatzes. Voraussetzung für eine zufriedenstellende Funktion und Einsetzbarkeit der entsprechend operierten Schulter ist bei einer anatomischen Prothese, die im individuellen Fall mit und ohne Pfannenersatz erfolgen kann, eine intakte, den Oberarmkopf umspannende Rotatorenmanschette.
Sollte gleichzeitig zum knöchernen Verschleiß (Arthrose) ein großer Sehnendefekt bestehen, kann über ein anatomisches Prothesenmodell keine gute Prothesenfunktion erreicht werden. In diesem Falle implantieren wir eine sogenannte inverse Schulterendoprothese, bei welcher die Gelenkanatomie umgekehrt (invers) ist. Dadurch wird die Biomechanik am Schultergelenk entsprechend verändert, sodass auch bei Fehlen der Rotatorenmanschette über die Kompensation mit dem Schulterkappenmuskel (Deltamuskel) ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen ist.
Um hier letztlich eine geeignete Lösung anbieten zu können, ist eine ausführliche Untersuchung sowohl der knöchernen als auch der muskulären Strukturen erforderlich.
In der Regel ist anschließend eine sechswöchige Ruhigstellung sowie eine rein passive Beübung über diesen Zeitraum erforderlich.
Das Klinikum Kempten ist seit Oktober 2015 ein zertifiziertes überregionales Traumazentrum. Das Klinikum ist mit den Traumanetzwerken München-Oberbayern vernetzt und kooperiert mit dem Traumanetzwerk Ulm. Eine entsprechende Zertifizierung erfolgt alle drei Jahre.
In unserer Region (Traumanetzwerk München-Oberbayern-Süd) wurde so zum Beispiel die Klinik Immenstadt als regionales Traumazentrum und das Klinikum Kempten als überregionales Traumazentrum zertifiziert.
Ziel der Traumanetzwerke ist die bestmögliche Behandlung von schwer- und schwerstverletzten Patienten. Es wurden klare Richtlinien zur Patientenübernahme von den Rettungsdiensten, der Behandlung der Patienten im Schockraum, im OP und auf den Stationen verbindlich erstellt.
Bedingung zur Zertifizierung im Traumaregister ist die Qualitätskontrolle im Traumaregister (Dokumentation aller Schwerverletzten und damit Vergleich der Behandlungsabläufe mit anderen regionalen Traumazentren).
Eine regelmäßige anonyme Evaluation der Rettungsdienste soll eine hohe Qualität bei der Übergabe durch die Rettungsdienste im Schockraum gewährleisten.
Vierteljährliche Qualitätszirkel „Traumazentrum Kempten“ mit allen an der Traumaversorgung beteiligten Kliniken, den Rettungsdiensten, den Notärzten, dem Rettungshubschrauber Christoph 17 und der integrierten Leitstelle sollen die Versorgung der Schwer- und Schwerverletzten optimieren.
Um Röntgen, CT und Kernspinbilder unkompliziert von anderen Kliniken hier analysieren zu können bzw. um diese Bilder überregionalen Kliniken demonstrieren zu können, wurden Datenleitungen zu allen für uns relevanten Kliniken erstellt.
Gerade in unserer von Tourismus und Freizeitsportarten geprägten Region erleiden viele Patienten schwere und schwerste Unfälle. Um diese Patienten ohne lange Transportwege schnellstmöglich zu versorgen, ist in Kempten ein hochmodernes Traumazentrum im Aufbau. Unterstützt wird dies durch den in der Nähe von Kempten stationierten Rettungshubschrauber Christoph 17.
Das Klinikum Kempten verfügt aktuell in der Notfallambulanz über einen Schockraum mit der nötigen räumlichen als auch materiellen Ausstattung (Ultraschallgerät, Strahlenschutzwesten, OP-Sets für Notfalleingriffe), die die Erstversorgung der Patienten sicher stellt. Eine moderne CT-radiologische Diagnostik sowie eine Angiographie mit der Möglichkeit der Gefäßdarstellung, aber auch zur Blutstillung, dem sogenannten „Coiling“, erfolgt in unmittelbarer Nähe.
Sollte ein sogenannter „Schockraum“ vom Notarzt vor Ort angefordert werden, finden sich binnen Minuten die über einen Sammelruf verständigten Fachkräfte ein, um die schwerverletzte Person vom Notarzt zu übernehmen und nach entsprechender Diagnostik und Diagnosestellung adäquat zu versorgen.
Zu einem Schockraumteam gehören:
- Oberarzt Unfallchirurgie
- Assistenzarzt Unfallchirurgie
- unfallchirurgische Pflegekraft
- Arzt Anästhesie
- Pflegekraft Anästhesie
- Arzt Allgemein-/Visceralchirurgie
- Arzt Radiologie
- MTRA
Unsere Abläufe im Schockraum - ATLS
Der Ablauf ist fest geregelt und entspricht dem von der deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie angebotenen Konzept ATLS (advanced trauma life support).
Die Grundidee des ATLS ist, die bedrohlichsten Verletzungen und Störungen der Vitalfunktionen des Patienten schnell zu erfassen und zu behandeln („treat first what kills first“). Dies geschieht durch die Erstuntersuchung und -Versorgung („primary survey“), die dem sogenannten ABCDE-Schema folgt:
A - Airway: Der Atemweg wird gesichert
B - Breathing: eine Beatmung, falls notwendig, wird durchgeführt
C - Circulation: der Kreislauf wird durch das Stoppen massiver Blutungen und Infusionstherapie stabilisiert
D - Disability: eine orientierende neurologische Untersuchung wird durchgeführt.
E - Exposure: als abschließender Punkt wird der Patient entkleidet, orientierend chirurgisch untersucht und anschließend aufgewärmt
Im Anschluss an diese Erstversorgung werden in einer zweiten, ausführlicheren Phase („secondary survey“) alle relevanten Verletzungen und Erkrankungen diagnostiziert, wobei auch bildgebende Verfahren (Röntgen, CT) zum Einsatz kommen.
Die ärztlichen Mitarbeiter der Abteilung für Orthopädie, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie werden in regelmäßigen Abständen in diesem ATLS-Konzept geschult, um den Versorgungsstandard der polytraumatisierten Patienten gewährleisten zu können.
Mehr Informationen hierzu finden Sie unter: www.atls.de
Ein Trauma kann nicht nur eine Verletzung in Form eines Knochenbruches mit sich bringen, sondern auch erhebliche Folgen an dem umgebenden Weichteilmantel hinterlassen.
Dies kann zum einen bedeuten, dass durch den Unfallmechanismus selbst Gewebe verloren geht oder dass die Blutversorgung unterbunden oder abgetrennt wird, was das Absterben des entsprechenden Gewebes zur Folge hat.
Zum anderen kann es durch Verschmutzung der Wunde während des Traumas oder als Komplikation der Heilbehandlung zu einer Infektion des Weichteilgewebes und des Knochen kommen. Auch hier kann ein Weichteildefekt durch Nekrose (Absterben) des Gewebes oder durch Exzision der befallenen Strukturen entstehen.
Ziel ist es, nach Konditionierung der Wundhöhle durch Beseitigung der Infektion gegebenenfalls mittels gezielter antibiotischer Therapie sowie temporärer Deckung des Defektes mittels gängiger Unterdrucksysteme eine ausreichende Wiederherstellung in der Sekundärphase zu erreichen.
Hier bieten wir ein Spektrum unterschiedlicher plastischer Deckungen an:
Mesh-Graft
Das englische Wort „mesh“ (dt. „Gittergewebe“) zeigt an, dass es sich hierbei um ein netzähnliches Transplantat handelt. Dieses wird zunächst mit einer Art elektronischer Hobel (Dermatom) von der Spendestelle (hier wird die Oberschenkelvorderseite bevorzugt) entnommen. Hierbei wird die Lederhaut (Dermis) gespalten, was zu einem Nachwachsen der Haut an der Entnahmestelle führt und ein vitales Transplantat gibt. Mit einem speziellen Rollmesser wird dieses sogenannte Spalthauttransplantat dann eingeschnitten, es entsteht ein Netz. Je nach Folie lässt sich mit einem solchen Netztransplantat dann die drei- bis sechsfache Fläche decken.
Mesh-Grafts sind einfach zu gewinnen und zu transplantieren, man benötigt aber einen sehr sauberen Wundgrund (eine gute Weichteilkonditionierung im Vorfeld ist zwingend), sonst ist die Gefahr hoch, dass das Transplantat nicht anwächst und nekrotisch wird, also abstirbt.
Nach der Transplantation wird die Empfängerregion für zirka 3-5 Tage ohne Verbandswechsel verbunden, damit das Transplantat Zeit hat, anzuwachsen. Die Entnahmestelle wird häufiger verbunden und kann anfangs noch nässen oder bluten.
Vollhauttransplantat
Hier wird an einer Stelle des Körpers die Haut samt Unterhautgewebe gewonnen, die Entnahmestelle mittels primärer Naht verschlossen und der Defekt mittels des in der Größe unveränderten Transplantates verschlossen.
Lappenplastik
Hier kann es sich um reine Hautlappen handeln, es ist aber möglich, jedes Gewebe (Muskel, Knochen, Fett) mit oder ohne Haut sowohl gestielt (also mit seinen zugehörigen blutversorgenden Gefäßen und Nerven) als auch frei (das heißt, mit Anschluss der Blutgefäße an die Blutversorgung der neuen Umgebung) verpflanzt werden.
Die möglichen Techniken bewegen sich zwischen einem Gleit-, Rotations-, Verschiebe- oder Schwenklappen.
Hier bieten wir auch eine enge Zusammenarbeit mit den umliegenden Zentren für plastische Chirurgie an.
Korrekturosteotomien
Ein Knochenbruch als Traumafolge kann durch Verlust von Knochenstruktur (durch den Unfall selbst oder während der knöchernen Umbauprozesse in Folge) zu einer Abweichung der physiologischen Knochenausrichtung führen und in einer in Fehlstellung verheilten Knochen- oder Gelenkstellung resultieren. Hier können Bewegungseinschränkungen oder eine frühzeitige sekundäre Arthrose entstehen.
Unsere Abteilung bietet hier eine Vielzahl von korrektiven Operationstechniken, die das Ziel verfolgen, die physiologische Achsstellung wiederherzustellen:
Nach ausführlicher präoperativer Planung erfolgt eine gezielte Durchtrennung des betreffenden Knochens (Osteotomie) und führt so durch Entnahme (closed wedge) oder Einfügen eines Knochenkeils (open wedge) und/oder Rotation der Knochenenden zueinander zu einer Wiederherstellung der physiologischen Stellung.
Die Chirurgie der Wirbelsäule umfasst die Behandlung von Verletzungen vom ersten Halswirbelkörper bis zum Becken.
Diese Verletzungen treten häufig in Kombination mit Verletzungen des Brustkorbes oder des Bauchraumes auf. Mögliche Ursachen sind, ähnlich wie bei Beckenbrüche, Stürze aus großer Höhe, Verkehrsunfälle, Sportverletzungen aber auch (einfache) Stürze bei älteren Patienten mit reduzierter Knochenfestigkeit.
Wir behandeln sämtliche Akutverletzungen aber auch langsam auftretende Brüche bei Osteoporose. Individuell je nach Patient und Verletzungstyp kommen dabei sowohl konservative als auch operative Verfahren zur Anwendung.
Wir sind spezialisiert auf die Behandlung folgender Verletzungen, teilweise in Kombination mit den Kollegen der Neurochirurgie:
- Brüche an der oberen Halswirbelsäule Atlas / Dens (Genickbruch)
- Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule
- Brüche infolge von Osteoporose oder Metastasen bei bösartigen Erkrankungen
- Patienten mit Lähmungen oder Querschnittsyndrom nach Unfall oder bedingt durch Metastasen
Wirbelsäulen-Operationen finden Anwendung…
- bei Versteifung Kopf -HWS Übergang (Occipitocervicale Fusion)
- Densverschraubung (Böhler-Magerl)
- bei Wirbelsäulenversteifung und zur Wiederherstellung bei Brüchen (der gesamten Wirbelsäule)
- zur Stabilisierung mit und ohne Dekompression an Halswirbelsäule (HWS) , Brustwirbelsäule (BWS) und Lendenwirbelsäule (LWS)
- zur Druckentlastung des Rückenmarkes
- zur Stabilisierung der BWS und LWS mit Knochenspan oder Wirbelkörperersatzimplantaten
- zementverstärkte Fixateur intern bei verminderter Knochenfestigkeit oder Metastasen
- Ballonkyphoplastie (Schmerztherapie bei Wirbelkörperfrakturen) zur perkutanen Zementaugmentation