Aktuelles aus der Klinik
Gallensteine die aus der Gallenblase in den Gallengang gewandert sind oder im Gallengang direkt entstehen können je nach Lage und Größe eine große therapeutische Herausforderung darstellen. Schwierig ist insbesondere die endoskopische Entfernung von sehr großen Steinen oder von hoch im Gallengang eingeklemmten Gallensteinen.
Für diese Situationen ist in der Klinik für Gastroenterologie nun mit der sog. intraduktalen Lithotripsie ein Spezialverfahren eingeführt worden, dass es den behandelnden Ärzten ermöglicht solche Gallensteine unter endoskopischer Sicht mit einem Stoßwellen-Sonde im Gallengang zu zertrümmern. „Mit der intraduktalen Lithotripsie können wir schwierige Gallensteine viel besser und weniger traumatisch aus dem Gallengang entfernen, in einigen Fällen kann sogar eine sonst notwendige Operation am Gallengang vermieden werden“, so der Leitende Oberarzt der Klinik, Dr. Ralph Orner. Das neue Verfahren basiert auf der vor einigen Monaten am Klinikum Kempten etablierten direkten Gallengangsendoskopie, der sog. Cholangioskopie.
Die Sonografie ist ein wesentliches diagnostisches Instrument in der Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen. Die Bildqualität sowie die Möglichkeiten zur Organ- und Gewebebeurteilung sind in den letzten Jahren immer weiter verbessert worden. In der Klinik für Gastroenterologie ist nun ein zweites hochmodernes Ultraschallsystem aufgestellt worden, dass neben einem hochauflösenden Bild in der konventionellen Sonografie über besondere Qualitäten in der Kontrastmittel-gestützten Sonografie zum Beispiel von Raumforderungen der Leber oder der Bauchspeicheldrüse verfügt. „Mit dem neuen Sonografiesystem können wir in vielen Fällen auch kleine Veränderungen zum Beispiel unter Einsatz von Kontrastmittel viel besser darstellen“, so Dr. Alexandra Niederwald, Oberärztin der Klinik. Zudem verfügt das System über die Möglichkeit zur Messung der Gewebesteifigkeit zum Beispiel von Leber und Milz, um chronische Schädigungsprozesse wie eine Fibrose (Vernarbung) frühzeitiger und nicht-invasiv zu erkennen.
Die bisher auf Papierakten basierenden Sprechstunden der Klinik für Gastroenterologie sind in den vergangenen Monaten schrittweise auf einen digitalen Workflow umgestellt worden. In enger Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung des Klinikverbunds Allgäu ist damit ab sofort keine Archivierung von papierbasierten Patientenakten mehr erforderlich. „Ein wesentlicher Vorteil der Digitalisierung besteht darin, dass alle Informationen gebündelt in der elektronischen Patientenakte vorliegen und alle an der Behandlung Beteiligten direkte Einsicht in die Anamnese, Vorerkrankungen sowie das geplante weitere Vorgehen haben“, so Dr. Marc Nguyen-Tat. Das habe direkten Einfluss auf die Qualität der Behandlung und erleichtere die Abläufe erheblich. „Ohne die tatkräftige Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen aus der IT-Abteilung wäre uns das nicht so schnell gelungen“, so der Chefarzt weiter.
Die hochauflösende Endoskopie und Sonografie ist ein unverzichtbarer Bestandteil in der Diagnostik und Therapie von Magen-Darm-Erkrankungen. Mit der Einführung von Viewpoint 6 ist in der Klinik für Gastroenterologie ein hochmodernes Befundungssystem etabliert worden, das es den Ärzten der Klinik ermöglicht Bild- und Videobefunde während der Untersuchung digital zu erheben und zu dokumentieren. „Eine solche Umstellung im laufenden Betrieb war mit einer großen Kraftanstrengung für alle verbunden, die sich nun aber deutlich auszahlt“, so Dr. Zsolt Czimbalmos, Oberarzt der Klinik und verantwortlich für die enge Abstimmung mit der IT-Abteilung sowie die technische Umsetzung.
Die hochauflösende Bild- und Videodokumentation ermöglicht es den Ärzten auch im Nachgang Befunde zum Beispiel mit radiologischen Bildern abzugleichen und zum Beispiel vor operativen Eingriffen den chirurgischen Kolleginnen und Kollegen eine Hilfe bei der Planung von Eingriffen zu geben.
Mit der Etablierung der radialen Endosonografie ist das diagnostische Spektrum der Klinik für Gastroenterologie weiter ausgebaut worden. Die radiale Endosonografie ist ein wesentliches Instrument in der Beurteilung der Tiefeninfiltration von Speiseröhren- oder Magenkrebs sowie der Untersuchung von umliegenden Lymphknoten. Hiervon abhängig ist die Festlegung des Tumorstadiums und damit die Auswahl der am besten geeigneten onkologischen Therapie. Zudem verfügt die radiale Endosonografie über eine sehr hohe Auflösung bei der Darstellung von Gallengängen und Bauchspeicheldrüse bei der Abklärung von unklaren Befunden an diesen Organen.
Am Klinikum Kempten ist die erste direkte Endoskopie der Gallengänge (Cholangioskopie) durchgeführt worden. Das neue Verfahren ermöglicht die direkte Visualisierung der Gallenwege und ist ein wichtiges Instrument in der Abklärung von unklaren Gallengangsveränderungen. Dabei wird im Rahmen einer sog. endoskopisch-retrograden Cholangiopankreatikografie (ERCP), während der die Gallengänge radiologisch indirekt dargestellt werden ein zweites kleineres Endoskop über den Arbeitskanal des ersten Gerätes direkt in den Gallengang eingebracht. Die Cholangioskopie ermöglicht die Gewebeentnahme von auffälligen Prozessen im Gallengang unter Sicht. Zudem ist mit ihr auch die Detektion und Therapie von hoch in den Gallenwegen sitzenden Gallensteinen möglich. „Mit dieser hochspezialisierten Untersuchung können wir unseren Patienten mit Gallenwegserkrankungen noch besser helfen“, freut sich Dr. Ralph Orner, Leitender Oberarzt der Klinik.
Das diagnostische und therapeutische Spektrum der Klinik für Gastroenterologie ist mit der Aufstellung eines High-End-Endosonografie-Gerätes deutlich erweitert worden. Der endoskopische Ultraschall, die sog. Endosonografie ermöglicht einen hochauflösenden Blick auf die Bauchspeicheldrüse sowie die Gallengänge und ist unverzichtbarer Bestandteil der Tumorausbreitungsdiagnostik im Magen-Darm-Trakt. Zudem ermöglicht das Verfahren die Gewinnung von Gewebeproben an sonst schwer zugänglichen Lokalisationen im Bauch und Brustkorb sowie an der Bauchspeicheldrüse zu diagnostischen Zwecken. „Mit der Modernisierung verfügen wir nun über das derzeit modernste verfügbare Endosonografie-System, mit einer sehr hohen Ortsauflösung und Bildqualität“, freut sich Chefarzt Dr. Marc Nguyen-Tat.
Am Klinikum Kempten ist erstmals eine endoskopische Nekrosektomie über einen speziellen Metallstent durchgeführt worden. Dieser sog. LAMS (Lumen Apposing Metal Stent) wurde zuvor unter endosonografischer Steuerung vom Magen aus in eine große infizierte Höhle an der Bauchspeicheldrüse gelegt. Diese hatte sich in Folge einer schweren nekrotisierenden Bauchspeicheldrüsenentzündung gebildet. Über diesen minimal-invasiv geschaffenen Zugang wurde anschließend in mehreren Sitzungen abgestorbenes und infiziertes Gewebe endoskopisch entfernt. „Früher waren bei diesen schwerstkranken Patienten häufig mehrere operative Eingriffe notwendig, mit einem hiermit verbundenen hohen Komplikations- und Sterblichkeits-Risiko. Mit diesem modernen minimal-invasiven Verfahren lässt sich dies vermeiden“, so Chefarzt Dr. Nguyen-Tat.
Zum 1.7.2021 hat Dr. med. Marc Nguyen-Tat die Leitung der Klinik für Gastroenterologie von Herrn Dr. Wolfgang Angeli übernommen. Der 43-jährige Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie war zuvor als Leitender Oberarzt an der Medizinischen Klinik II des Klinikums Osnabrück tätig. „Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe, die mit viel Verantwortung für die Menschen in Kempten und im Allgäu verbunden ist.“, so Dr. Nguyen-Tat. Sein besonderer Schwerpunkt liegt in der diagnostischen und interventionellen Endoskopie, der Hepatologie und der Abklärung und Behandlung von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse. „Ich bin am Klinikum Kempten und in der Klinik für Gastroenterologie sehr herzlich, kollegial und offen aufgenommen worden“, berichtet Dr. Nguyen-Tat. Seine Facharzt-Ausbildung hat er an den Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden sowie an der Universitätsmedizin Mainz absolviert. Er trägt die Zusatzbezeichnungen Palliativmedizin, Notfallmedizin und Ernährungsmedizin.