Operationsverfahren Zertifiziertes Hernienzentrum
Seit 2017 ist unsere Klinik Kompentenzzentrum für Hernienchirurgie. Zwischenzeitlich wurde das Hernienzentrum durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie als eines von 11 Referenzzentren für Hernienchirurgie in Deutschland zerfitifziert.
Um das Zertifikat zu erhalten, muss eine entsprechende Qualifikation und Spezialisierung in der Hernienchirurgie nachgewiesen werden. Neben einer Mindestzahl von Operationen wird auch die Versorgungsqualität kontrolliert. Die Komplikationsrate im Hernienzentrum in Kempten liegt deutlich unter der durch die Gesellschaft definierten Komplikationsrate. Die Operation werden nur von benannten, auf das Gebiet der Hernienchirurgie spezialisierten Operateure durchgeführt.
Seit dem Jahr 2015 nehmen wir an der internationalen Qualitätssicherungsstudie Herniamed (www.herniamed.de) teil und haben durch die Deutsche Herniengesellschaft das Siegel „Qualitätsgesicherte Hernienchirurgie“ erhalten.
Wenn die Einverständniserklärung der Patienten vorliegt, werden die Daten zur Operation und zum postoperativen Verlauf in die Herniamed Datenbank eingegeben. Es erfolgt eine Nachbefragung aller operierten Patienten nach einem, 5 und 10 Jahren.
Wir haben unseren Schwerpunkt auf die minimal-invasive Versorgung gesetzt und versorgen auch große Leisten-, und Hodenbrüche meist in laparoskopischer Technik.
Als minimal-invasives Standardverfahren wird die „total extraperitoneale präperitoneale Netzplastik“ (TEP) angeboten, bei der durch die Bauchdecke ein Netz von innen vor die Leistenbruchpforten gelegt wird. Im Gegensatz zum minimal-invasiven Alternativverfahren der transabdominellen präperitonealen Netzplastik (TAPP) ist hierfür keine Eröffnung des Bauchraums notwendig, sodass das Risiko für Komplikationen des Bauchraums geringer ist.
Das TAPP Verfahren kommt vor allem bei komplizierten Eingriffen, wie großen Hodenbrüchen und Rezidiveingriffen zur Anwendung. Seit dem Jahr 2019 steht uns hierfür auch ein Da Vinci-Operationsroboter zur Verfügung.
Wir bieten als Standardverfahren die Operation nach Lichtenstein an. Dabei wird über einen Schnitt ein Netz in den Leistenkanal eingenäht. Die Operation kann auch in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Sie kommt vor allem bei Rezidivbrüchen (Rezidiv = erneutes Auftreten) nach endoskopischer Voroperation zur Anwendung und wenn aufgrund der Begleiterkrankungen die für die minimal-invasiven Operationen notwendige Vollnarkose zu riskant ist.
Bei allen aufgeführten Verfahren wird leitliniengerecht eine Verstärkung der Bauchwand durch eine Netzimplantation durchgeführt. Auf Patientenwunsch kann in der offenen Leistenhernienchirurgie als „fremdmaterialfreies“ Alternativverfahren die Operation nach Shouldice angeboten werden, bei der die Bauchwand durch eine Naht der Bauchwandschichten stabilisiert wird.
Kleine Nabelbrüche bis einen Zentimeter werden in der Regel durch eine Naht verschlossen. Der Nahtverschluss kann in den meisten Fällen als ambulanter Eingriff durchgeführt werden.
Bei größeren Brüchen hat sich gezeigt, dass eine alleinige Naht zu einem hohen Rückfallrisiko führt, sodass auch hier eine Netzimplantation empfohlen wird.
Größere Brüche, bei denen eine Netzimplantation erforderlich ist, werden analog den Narbenbrüchen bevorzugt in minimalinvasiver Technik operiert, wobei die Netzposition idealerweise in der Bauchwand und nicht in der Bauchhöhle gewählt wird.
In der Chirurgie der Bauchwandbrüche hat sich gezeigt, dass eine alleinige Naht zu einem hohen Rückfallrisiko führt, sodass auch hier eine Netzimplantation empfohlen wird. Nur kleinste Brüche von maximal 1-2 cm, die zur Netzimplantation erweitert werden müssten, werden per direkter Naht verschlossen.
Bei der Netzimplantation werden je nach Lage des Netzes verschiedene Verfahren unterschieden.
Als Standardverfahren kommt die Implantation in der „Sublay“-Schicht zur Anwendung, bei der das Netz vor das Bauchfell hinter die Muskulatur eingelegt wird. Durch den Einsatz des Da Vinci-OP-Roboters können auch große Narbenhernien auf diese Art in minimal-invasiver Technik versorgt werden, wobei der Eingriff in diesen Fällen sogar mit einer Komponentenseparation kombiniert werden kann. Hierdurch ist es möglich, auch bei großen Bruchpforten die Muskulatur über dem Netz zu vernähen und die Bauchwand damit wieder zu rekonstruieren.
Wir haben unseren Schwerpunkt auf die minimal-invasive Versorgung von Ventralhernien gesetzt und sind eine der ersten Kliniken in Deutschland, die dieses Verfahren mit dem Da Vinci-Operationsroboter anbietet.
Als minimal-invasives Alternativverfahren wird die laparoskopische Implantation eines Netzes in die Bauchhöhle (lap IPOM) angeboten.
Häufig kommt es nach Anlage eines künstlichen Darmausganges oder nach Anlage eines Ileum-Pouches nach Harnblasenentfernung zum Auftreten einer Hernie. Diese zeigt sich durch ein Anschwellen der Bauchdecke im Bereich der Darmöffnung (Stoma), die sich beim Pressen und Anspannen verstärkt. Dies kann so weit gehen, dass eine ausreichende (suffiziente) Stomaversorgung nicht mehr möglich ist.
Die operative Versorgung ist in diesem Fall grundsätzlich angezeigt. Sie erfordert große Erfahrung, da diese Brüche eine hohe Rezidivneigung (erneutes Auftreten) haben. In der Regel erfolgt die Versorgung minimal-invasiv in der Schlüssellochtechnik. Hierbei wird durch eine Bauchspiegelung die Bruchlücke durch ein breitflächiges Kunststoffnetz unmittelbar am Durchtritt des Darmes durch die Bauchdecke weit überlappend stabilisiert. Mit einem zweiten Netz wird der zuführende Darm dann so an die seitliche Bauchdecke geleitet, dass die endständige Darmführung und der Durchtritt durch die Bauchdecke nicht mehr im senkrechten Winkel, sondern spitzwinkelig erfolgen (sog. Sandwich-Technik). Hierbei darf es jedoch nicht zur Knickbildung und mechanischen Passagebehinderung kommen. Durch dieses Vorgehen kann die Rezidivrate deutlich unter 10% gesenkt werden. Die Stomafunktion und Versorgung ist dann wieder gut möglich.
Zwerchfellbrüche führen häufig dazu, dass große Magenanteile in den Brustkorb verlagert werden (sog. Thoraxmagen). Dies führt zu lokalen Beschwerden wie Druckgefühl bis hin zu Einklemmungserscheinungen, sodass eine zwingende Notwendigkeit zur Operation besteht.
Der Eingriff erfolgt in der Regel minimal-invasiv in der Schlüssellochtechnik. Hierzu sind vier kleine Zugänge über Trokare am Oberbauch notwendig. Der hochgezogene Magen und die untere Speiseröhre werden so weit mobilisiert, dass der Magen wieder spannungsfrei in die Bauchhöhle gleitet. Der meist sehr große Defekt am Durchtritt durch das Zwerchfell wird durch Nahtadaptierung der beiden Zwerchfellschenkel verkleinert und zusätzlich durch Verwendung eines speziellen Kunststoffnetzes stabilisiert. Damit sind wieder weitgehend normale anatomische Verhältnisse herzustellen. Es ist mit einem Krankenhausaufenthalt von ca. 3-4 Tagen zu rechnen.