Operationsverfahren Zertifiziertes Hernienzentrum
OP nach Lichtenstein und OP nach Rutkow (Plug-Verfahren). Hierbei wird durch einen ca. 7 cm langen Hautschnitt in der Leiste der sog. Bruchsack freipräpariert. Beim Bruchsack handelt es sich um eine durch die Bruchlücke entstandene Ausstülpung des Bauchfelles, die unterschiedliche Größenausmaße annehmen kann. Der Bruchsack wird in der Regel abgetragen oder in die Bauchhöhle zurückgeschoben und die Bruchlücke mit einem kleinen Kunststoffnetz überlappt. Dieses wird durch Nähte am Leistenband und auf der Bauchmuskulatur fixiert. Bei Plug-Verfahren wird ein kleines, mehrschichtiges, schirmförmiges Netz zusätzlich in die Bruchpforte eingebracht. Die Netzverfahren rufen keine Gewebespannung hervor und führen zu einer dauerhaften Stabilisierung der Leistenregion.
Als minimal-invasive Verfahren in der sog. Schlüssellochtechnik führen wir die TAPP durch. Hierbei wird über eine Bauchspiegelung ein 10x15 cm großes Kunststoffnetz durch die Bauchhöhle in die Leistenregion eingebracht. Das Netz führt zu einer breitflächigen Überlappung der Bruchpforte und ebenfalls guten Stabilisierung der Leistenregion. Für diese Operation sind nur drei kleine, zentimetergroße Hautschnitte in Nabelhöhe erforderlich. Der Eingriff eignet sich vor allem für beidseitige Hernien und bei Rezidiven nach offener Voroperation.
Nach Bauchschnitten kommt es in ca. 30 Prozent der Fälle zur Ausbildung eines Narbenbruches. Ursächlich sind Wundheilungsstörungen und Infektionen, aber auch Übergewichtigkeit und andere Erkrankungen. Bei großen und komplexen Narbenbrüchen ist häufig eine Computertomographie oder ein MRT (Kernspin) des Bauchraumes notwendig, um die Weichteilverhältnisse und Lage der Bauchmuskulatur beurteilen zu können.
Nabelbrüche und Oberbauchbrüche (epigastrische Hernien) sind meist angeborene Defekte im Nabelbereich und in der Mittellinie zwischen Nabel und Brustbeinfortsatz. Sie verursachen lokale Beschwerden am Nabel oder oberhalb davon. Verfahren der Wahl ist die offene Naht der Bruchlücke mit entsprechendem Fadenmaterial. Bei Bruchpforten über 2 cm Größe werden kleinere Kunststoffnetze unterlegt.
Narbenbrüche erfordern eine schichtweise Rekonstruktion der Bauchdecke mit Hinterlegung der Bauchmuskeln durch großflächige Kunststoffnetze.
Um große Schnittführungen bei der Versorgung von Narbenbrüchen zu vermeiden, wurden in letzter Zeit zunehmend Verfahren entwickelt, die eine Kombination aus offenem und minimal-invasivem Vorgehen sind (Milos = minimal-invasive less open surgery). Diese Verfahren finden auch in der Klinik Ottobeuren zunehmend Anwendung.
In besonderen Fällen erfolgt die Netzeinbringung bei umschriebenen Narbenbrüchen durch die Bauchhöhle, vorwiegend minimal-invasiv (laparoskopisches IPOM= intraperitoneale Onlay-Mesh-Einlage). Hierbei wird ein speziell beschichtetes Kunststoffnetz verwendet, welches auf der einen Seite das Einwachsen des Darmes verhindert und auf der anderen Seite eine Integration des Netzes in die Bauchdecke bewirkt. Diese Netze müssen die Bruchlücke weitläufig überlappen und erfordern deshalb eine entsprechende Größe.
Zwerchfellbrüche führen häufig dazu, dass große Magenanteile in den Brustkorb verlagert werden (sog. Thoraxmagen). Dies führt zu lokalen Beschwerden wie Druckgefühl bis hin zu Einklemmungserscheinungen, sodass eine zwingende Notwendigkeit zur Operation besteht.
Der Eingriff erfolgt in der Regel minimal-invasiv in der Schlüssellochtechnik. Hierzu sind vier kleine Zugänge über Trokare am Oberbauch notwendig. Der hochgezogene Magen und die untere Speiseröhre werden so weit mobilisiert, dass der Magen wieder spannungsfrei in die Bauchhöhle gleitet. Der meist sehr große Defekt am Durchtritt durch das Zwerchfell wird durch Nahtadaptierung der beiden Zwerchfellschenkel verkleinert und zusätzlich durch Verwendung eines speziellen Kunststoffnetzes stabilisiert. Damit sind wieder weitgehend normale anatomische Verhältnisse herzustellen. Es ist mit einem Krankenhausaufenthalt von ca. 3-4 Tagen zu rechnen.
Häufig kommt es nach Anlage eines künstlichen Darmausganges oder nach Anlage eines Ileum-Pouches nach Harnblasenentfernung zum Auftreten einer Hernie. Diese zeigt sich durch ein Anschwellen der Bauchdecke im Bereich der Darmöffnung (Stoma), die sich beim Pressen und Anspannen verstärkt. Dies kann so weit gehen, dass eine ausreichende (suffiziente) Stomaversorgung nicht mehr möglich ist.
Die operative Versorgung ist in diesem Fall grundsätzlich angezeigt. Sie erfordert große Erfahrung, da diese Brüche eine hohe Rezidivneigung (erneutes Auftreten) haben. In der Regel erfolgt die Versorgung minimal-invasiv in der Schlüssellochtechnik. Hierbei wird durch eine Bauchspiegelung die Bruchlücke durch ein breitflächiges Kunststoffnetz unmittelbar am Durchtritt des Darmes durch die Bauchdecke weit überlappend stabilisiert. Mit einem zweiten Netz wird der zuführende Darm dann so an die seitliche Bauchdecke geleitet, dass die endständige Darmführung und der Durchtritt durch die Bauchdecke nicht mehr im senkrechten Winkel, sondern spitzwinkelig erfolgen (sog. Sandwich-Technik). Hierbei darf es jedoch nicht zur Knickbildung und mechanischen Passagebehinderung kommen. Durch dieses Vorgehen kann die Rezidivrate deutlich unter 10% gesenkt werden. Die Stomafunktion und Versorgung ist dann wieder gut möglich.