Warum friert der eine, der andere nicht?

Tipps von Dr. Peter Steinbigler: G‘sund sei‘ und g‘sund bleim!

Schaut man sich die Fußballfans an, beobachtet man die einen eingepackt in Daunenanorak, Mütze und Schal, während die an-deren im T-Shirt im gleichen Stadion sitzend ihre Fangesänge grölen. Liegt das nur am Alkohol, an der Bewegung oder sind die Empfindlichkeiten unterschiedlich und wenn ja, warum?

Dass Kälte und Wärme nicht von allen gleich empfunden wird, ist vor allem in der körperlichen Beschaffenheit begründet. So entscheiden Eigenschaften wie das Gewicht, und hier besonders die Dicke der Fettschicht, der Stoffwechsel und der Blutdruck, aber auch die Dichte der Wärme- und Kälterezeptoren der Haut darüber, wie Temperaturen wahrgenommen werden.

Kälte und Wärme sind nicht nur subjektive Empfindungen, sondern auch ein Grad für den Anpassungszustand des Menschen. Die köpereigene Klimaanlage, die Thermoregulation, erlaubt dem Körper auf thermische Umgebungsbedingungen zu reagieren. Hierzu befinden sich circa 30000 Kälte- aber nur etwa 3000 Wärmerezeptoren der rund 1,8m² großen Hautoberfläche. Besonders dicht sind sie im Bereich des Gesichts, um Mund, Lippen und Nase angesiedelt, kommen aber auch in inneren Organen vor. Diese Thermosensoren sind mit Nervenzellen verbunden, die jede Temperaturveränderung ans Gehirn weitergeben.

Weil der menschliche Körper nur maximal einen Anstieg von fünf Grad Temperatur vertragen kann und ab 42 Grad das Eiweiß im Blut gerinnt, ist der Schutz gegen Wärme vorrangig. Dazu öffnen sich Hautgefäße, damit Wärme an die Haut abgegeben werden kann und dort mit der Verdunstungskälte des Schweißes der Körper gekühlt wird.

Interessanterweise verträgt der Mensch an Kälte viel mehr. Die normale Köpertemperatur liegt bei etwa 37 Grad Celsius, doch überleben kann man noch bei Temperaturen unter 30 Grad. Beim Frieren melden sich die Kälterezeptoren, die Hautgefäße verengen sich und das Blut bleibt eher im Körperinneren, damit lebenswichtige innere Organe weiter funktionieren. Kinder und Frauen frieren schneller, weil sie eine im Verhältnis zu Männern größere Hautoberfläche haben und deswegen mehr Wärme verlieren.

Ernährung mag auch das Temperaturempfinden manipulieren: Kühlend wirken neben Eis, Salat, Obst und Milchprodukte, wärmend neben war-men Speisen und Getränke auch Ingwer, Pfeffer und Knoblauch.

Übermäßiges Frieren oder Schwitzen kann auch Hinweis auf Erkrankungen wie Schilddrüsenfehlfunktion, Diabetes oder Hormonprobleme sein. Doch ist das Temperaturempfinden adaptierbar, weshalb Bewohner arktischer Regionen kälte- und Wüsten siedlerhitzeresistenter sind. Zudem ist es nicht nur eine Frage der Kleidung, sondern ist, vorausgesetzt man ist gesund, in der Tat trainierbar.

Das hat bereits Ende des 19. Jahrhunderts Pfarrer Sebastian Kneipp festgestellt. Seine ausgeklügelten „Kneipp-Anwendungen“ sind nicht nur Gesundheits- und Abwehrkräfte fördernd, sondern verringern auch die Kälteempfindlichkeit. Bewegung an der frischen Luft, egal ob warm oder kalt, trainiert die Gefäße zur Temperaturanpassung. Kurze, intensive Kältereize, am besten mit Wasser, bringen zusätzlich Schwung in die Gefäße. Abhärtung gelingt auch mit gelegentlichem Barfußlaufen oder mit Saunagängen, wobei hier der Wechsel von heiß zu kalt für das Gefäßtraining ausschlaggebend ist. Unfug ist jedoch die Übertreibung, denn weder Frostbeulen noch Verbrühungen sind zur Abhärtung förderlich.

In diesem Sinne – bleiben Sie gesund!

PD Dr. Steinbigler
Chefarzt Innere Medizin – Kardiologie, Klinik Mindelheim

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