Manchmal können die Empfehlungen zur Gesundheit schon verwirrend sei. Dem einen wird geraten, viel zu trinken, dem anderen wird genau davon abgeraten. Offensichtlich scheint es keine generelle Maßgabe zu geben.
Wie sagte der alte Professor zu den Medizinstudenten: „Der Mensch der ist ein Sack voller Wasser: Was oben reinläuft, muss unten wieder rauslaufen!“ Ja, wenn es nur so einfach wäre. Doch irgendwie hat der Professor schon Recht. Läuft zu wenig rein, kann man
vertrocknen, läuft zu viel rein, kommt es zur Überwässerung. Wasser macht mehr als die Hälfte des Gewichts eines Menschen aus. Dabei enthält Muskelgewebe mehr Wasser als Fettgewebe, Frauen haben einen geringeren Wasseranteil als Männer und Kinder mehr als Erwachsene.
Die Wasseraufnahme muss die Ausscheidung ausgleichen. Dabei gewinnt der Körper das Wasser überwiegend durch die Resorption aus dem Darm und durch Verwertung von flüssigkeitsreichen Nährstoffen. Verloren geht das Wasser in erster Linie über die
Nieren durch Ausscheidung von Urin, aber auch über die Haut durch Schwitzen und durch die Atmung. Über den Verdauungstrakt wird eigentlich nur wenig Wasser verloren, was bei Erbrechen und Durchfällen allerdings immens ansteigen und lebensbedrohlich werden kann.
Entscheidende Stellglieder des menschlichen Wasserhaushaltes sind die Körpersalze Natrium und Kalium. Steigt der Natriumspiegel, wird das Körperwasser also zu salzig, entwickelt sich das Durstgefühl. Zudem wird die Niere durch Körperhormone aus der Hirnanhangsdrüse veranlasst, Wasser im Körper zurückzuhalten. So müssen Empfehlungen zur Trinkmenge natürlich von der Funktion der Niere, dem Körpersalzgehalt und vielen anderen Faktoren abhängig gemacht werden.
Auch bei normaler Nierenfunktion sind die Trinkmengenempfehlungen bei Hitze anders auszusprechen als bei Kälte und bei Senioren anders als bei Kindern. Zudem ist die Herzleistung entscheidend für die Verarbeitung der aufgenommenen Flüssigkeit. Bei Herzschwäche wird zu wenig Blut durch die Niere gepumpt, weshalb sich Wasser in der Lunge, in den Beinen und im Bauch ansammeln kann. So muss die Trinkmenge gerade bei Menschen mit Herz- und Nierenerkrankungen eher begrenzt als erhöht werden.
Bei gesunden Erwachsenen ist in Deutschland aber in 70 Prozent der Fälle die Wasseraufnahme pro Tag eher zu wenig als zu viel. Ein wesentlicher Faktor, der Trinken verhindert ist Stress, der das Trinken oftmals vergessen lässt. Im Mittel sollten gesunde Erwachsene etwa zwei bis drei Liter Flüssigkeit pro Tag zu sich nehmen. Das schaffen übrigens die Männer besser als die Frauen, die Süddeutschen eher als die Norddeutschen und die Älteren eher als die Jungen.
Die besten und günstigsten Durstlöscher sollen übrigens die Wasserleitungen sein, wobei das nicht in allen Ländern zu empfehlen ist. In Deutschland gelten gesetzlich festgelegte Anforderungen an die Wasserqualität, die vielerorts öffentlich einsehbar ist.
Wem es übrigens schwerfällt, genug zu trinken, der kann sich ja von einem Trinkfahrplan mit festgelegter Trinkmenge morgens, vormittags, mittags, nachmittags und abends leiten lassen. Mittlerweile gibt es für die Verspielten sogar die Trink-App, die immer das Handy klingeln lässt, wenn wieder trinken angesagt ist.
Bei traditionellen Volksfesten klappt der Flüssigkeitsnachschub übrigens anstatt mit Apps seit jeher eher mit Musik oder ganz einfachen Algorithmen: Wenn das Glas leer ist, bitte nachfüllen!
In diesem Sinne – bleiben Sie gesund!
PD Dr. Steinbigler
Chefarzt Innere Medizin - Kardiologie
Klinik Mindelheim