Unsere Gesellschaft braucht mehr Palliativmedizin

1. Allgäuer Palliativtag am Klinikum Kempten stößt auf große Resonanz

 

Auf große Resonanz  beim Fachpublikum stieß der 1. Allgäuer Palliativtag am Klinikum Kempten. „Unsere Gesellschaft braucht mehr Palliativmedizin“, sagten Dr. Beatrix Hausser und Susanne Schmid, Oberärztinnen der Palliativmedizin am Klinikum Kempten. Vor rund 80 Zuhörern legten sie ein leidenschaftliches Plädoyer dafür ab, palliativmedizinische Maßnahmen („Palliativ Care“) frühzeitig in die moderne Krebsbehandlung zu integrieren. Bereits mit der Diagnosestellung gelte es, Patienten eine multiprofessionelle Begleitung einschließlich psychologischer und spiritueller Unterstützung anzubieten. Nebensymptome bei Krebspatienten wie Schlafstörungen, Depressionen und Angstzustände dürften nicht unterschätzt werden. Eine frühzeitige, facettenreiche und sinnvolle Integration palliativmedizinischer Maßnahmen könne dem entgegen wirken. „In der Palliativmedizin gibt es vielfältige Grau- und Zwischentöne, die eine differenzierte Betrachtung notwendig machen und in unserer Gesellschaft noch verankert werden müssen“, unterstrich Dr. Hausser.

Engagiertes Mitarbeiter-Team

Die Fachtagung mit ausgewiesenen Experten zeigte die qualitativ hochwertige Palliativversorgung am Klinikum Kempten auf. Die Station wurde bereits vor 20 Jahren eröffnet, als die Palliativmedizin in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte. „Heute freuen wir uns, als eine der ersten Palliativstationen in ganz Deutschland die erfolgreiche Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin erreicht zu haben“, so Prof. Dr. Christian Langer, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin. Dies sei in hohem Maß dem engagierten und palliativ ausgebildeten Mitarbeiter-Team zu verdanken. Als oberste Ziele nannte er Symptomkontrolle und effiziente Schmerztherapie mit dem Ziel des Erhalts und der Verbesserung der Lebensqualität für die Patienten und ihre Angehörigen.

Dr. Bernd Oliver Maier, Vizepräsident Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), erläuterte die Schwierigkeiten bei der Finanzierung. Während medikamentöse Therapien meist schnell vergütet werden, bedürfe es oft großer Anstrengungen, die Arbeiten der Palliativmediziner entsprechend zu honorieren. Die DGP begeht in diesem Jahr Ihr 25-jähriges Jubiläum, ein weiterer Grund die erfolgreiche Arbeit am Standort Kempten zu würdigen. Die verbindenden Aspekte zwischen Onkologie und Palliativmedizin erörterte Dr. Stefan Schönsteiner (Universitätsklinikum Ulm). Dr. Claudia Löffler (Universitätsklinikum Würzburg) zeigte die Möglichkeiten und Grenzen der Komplementärmedizin auf.

Spezialisierte Schmerztherapie

Ein zentraler Baustein in der Betreuung von palliativmedizinischen Patienten ist die spezialisierte Schmerztherapie. Doris M. Wagner (ärztliche Leitung Schmerztherapie Klinikum Kempten) berichtete von den immer besser werdenden, auch technischen Möglichkeiten in diesem Bereich. Dr. Martina Boneberger (Bezirkskrankenhaus Kempten) und Mylène Frei (Palliativstation Klinikum Kempten) gaben Einblicke in ihre Arbeit in der Psychoonkologie und Kunsttherapie. In einer älter werdenden Gesellschaft nimmt die Betreuung von Patienten mit geriatrischen Symptomen ebenfalls einen immer größeren Stellenwert ein. Hierzu gab Michael Hartl (ärztliche Leitung Akut-Geriatrie) ausführliche Einblicke in seine Arbeit am Klinikum Kempten. Wie sehr die Patienten der Palliativstation auf wohlriechende Düfte ansprechen, machte abschließend Aromatherapeut Stefan Theierl deutlich.

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