Tipps von Dr. Peter Steinbigler: G‘sund sei‘ und g‘sund bleim!

Der ärztliche Augenblick

Nicht selten kann man die Augenfarbe auch nächster Verwandter nicht nennen. Ausweichend erklärt man, sein Gegenüber selten sooo genau anzuschauen. Doch der kurze, scharfe, durchdringende aber vom „Untersuchten“ unbemerkte Blick ins Gesicht und zielsicher in die Augen kann sehr viel über das Befinden dieses Menschen aussagen und gehört im weitesten Sinne zur ärztlichen Kunst.

Jede ärztliche Untersuchung beginnt schon mit der Begrüßung. Dass jemand mit blassem Gesicht mutmaßlich an Blutarmut, einer Infektionserkrankung oder Kreislaufproblemen leidet, erkennt in vielen Fälle auch der Laie. Dass ein hochrotes Gesicht nicht nur ärger anzeigen kann, sondern auch auf Bluthochdruck hinweisen kann, ist weithin auch bekannt.

Leider muss man sich aber nicht nur als Arzt in Pandemiezeiten wegen der Maskenbedeckung vielfach mit dem Blick in die Augen begnügen. Die Augen lügen nie: Dieser Spruch birgt mehr Wahrheit, als mancher vielleicht denkt. Denn an den Augen eines Menschen lassen sich nicht nur dessen Empfindungen ablesen, sie sagen auch einiges über dessen körperliche Verfassung aus: Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck und viele weitere Krankheiten hinterlassen Spuren an und in den Augen. Schon
die Rötung oder Schwellung der Augenlider kann auf eine allergische Reaktion, Medikamentennebenwirkung oder Nierenprobleme hinweisen. Die Augenstellung zeigt manchmal ein Schielen an, das ganz diskret sein kann und dann diverse neurologische Probleme im Kopf offenbart.

Auch eine Brille kann viel verraten, denn wenn sie das Auge vergrößert, liegt meist eine Alterssichtigkeit oder beim Jüngeren die Weitsichtigkeit vor. Wird durch die Brille das Auge kleiner gemacht, besteht vielfach eine Kurzsichtigkeit. Dabei heißt Kurzsichtigkeit, dass man in der Kürze gut und in der Weite verschwommen sieht. Umgekehrt ist es bei der Weitsichtigkeit. Die Augenfarbe erkennt man an der Aderhaut, der sogenannten Iris, die kreisförmig angeordnet ist und das Löchlein, die Pupille bildet, durch die das Licht ins Augeninnere gelangt. Die Augenfarbe, genauer, die der Iris ist erblich festgelegt. Sie ist zu Geburt meist blau und erreicht etwa nach dem ersten Lebensjahr die endgültige Farbe. Wer stammelt, sein Partner hätte grüne Augen, gehört eher zu denen, die nicht so genau hingesehen haben, denn grün kommt selten, nur bei etwa 2 bis 4 % der Bevölkerung vor.

Die Weite der Pupille folgt der Lichtintensität: Ist es hell, sind sie eng und im Dunkel weit. Ungleiche Pupillen können ein ernsthaftes Krankheitszeichen sein und unnatürlich weite oder enge Pupille bei bestimmten Vergiftungen auftreten. Hinter der Pupille liegt die Augenlinse, die normalerweise tief dunkel aussieht. Wenn sie aber grau oder hell erscheint, kann das auf den grauen Star deuten, der mittlerweile recht unkompliziert operiert werden kann. Nur mit einer Lupe und einem Augenspiegel kann der Arzt den Augenhintergrund, den empfindlichsten Teil des Auges ansehen. Die Netzhaut und die darin laufenden Blutgefäße lassen relativ einfach, schonend und nichtinvasiv den Zustand der Schlagadern bei Diabetes und Bluthochdruck beurteilen.

Doch auch der Blick verrät schon viel. Er kann starrend, glasig oder flüchtig sein und somit die psychische Einstellung verraten, die depressiv, motiviert, lustlos oder fröhlich sein kann. Übrigens sind Haustiere oft bessere Blickdiagnostiker als mancher Arzt! Beobachten Sie einmal die unterschiedliche Reaktion des Zamperls, wenn Ihr Blick Richtung Futternapf zeigt oder in die andere Richtung zum Gartenschlauch geht.

In diesem Sinne – schauen Sie genau hin!

PD Dr. Steinbigler
Chefarzt Innere Medizin - Kardiologie, Klinik Mindelheim

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