Schulterschmerzen – nicht immer eine OP nötig

Gesundheit im Dialog Dr. Zinser über den Wert einer konservativen Behandlung

 

Ob Schulter, Knie, Hüfte oder Wirbelsäule: In Deutschland werde zu schnell und zu viel operiert, stellt der „Spiegel“ in seiner Ausgabe vom 17. November fest. Oft helfe auch eine konservative Behandlung. Das ist auch das Thema eines Vortrags von Dr. Rainer Zinser (54), leitender Oberarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie der Klinik Immenstadt, am kommenden Mittwoch in den Kliniken Sonthofen. „Schulterschmerzen – man muss nicht immer alles operieren!“ hat Zinser sein Referat betitelt. Begleitet wird er vom Physiotherapeuten Robert Pfund. Die Veranstaltung ist Teil der Vortragsreihe „Gesundheit im Dialog“, einem gemeinsamen Projekt der Kliniken Oberallgäu und der Oberallgäuer Volkshochschule.
Im aktuellen „Spiegel“ wird geklagt, dass auch an der Schulter zu viel operiert wird. Wie stehen Sie dazu?
Rainer Zinser: Das sehe ich ähnlich. Man muss natürlich zunächst zwischen den verschiedenen Verschleißerkrankungen am Schultergelenk unterscheiden. Aber meine Erfahrungen in den letzten Jahren zeigen, dass eine konservative Behandlung sehr viel bewirken kann. Dazu gehört  in erster Linie, dass man mit dem Patienten ausführlich bespricht, was man mit einer konservativen Behandlung erreichen kann. Es ist wirklich erstaunlich, welche Wirkung eine physiotherapeutische Behandlung und eine entsprechende Schmerztherapie haben können. Dazu gehört auch gelegentlich eine Injektion unter das Schulterdach. Es gibt aber natürlich auch Patienten, bei denen nach mehreren Monaten die Beschwerden nicht im erwartenden Maß abklingen.  Dann ist eine Operation gerechtfertigt. Aber nicht, wenn der Patient das erste Mal in der Sprechstunde erscheint.
In welchen anderen Fällen ist ein Eingriff sinnvoll?
Zinser: Das hängt vom Krankheits- oder Verletzungsbild ab. Das kann man nicht verallgemeinern. Was derzeit überall ein Thema ist, in der Fachpresse, aber auch in der Laienpresse wie Spiegel oder Focus, ist vor allem das so genannte Impingement-Syndrom, also eine Verengung und ein Reizzustand unter dem Schulterdach. Da ist ein Eingriff nicht zwingend erforderlich. Bei Erkrankungen oder Verletzungen der Rotatorenmanschette hingegen ist eine Operation manchmal unvermeidlich.
Sie haben das Stichwort schon genannt: Was kann eine gute Physiotherapie bewirken?
Zinser: Ich sage den Patienten immer: An der Schulter geht nichts schnell. Die Schulter ist ein komplexes Gelenk, gehalten von Sehnen, Muskeln, Bändern. Man kann nicht erwarten, dass nach einigen Stunden Krankengymnastik und ein paar Schmerztabletten der Patient beschwerdefrei ist. Zu meinem Vortrag in Sonthofen, das ist neu, werde ich einen Physiotherapeuten als Koreferenten haben. Es wird mir nämlich oft die Frage gestellt: Was macht der Physiotherapeut mit mir? Er wird neben Übungen vor allem auch zeigen, was man als betroffener Patient selbst tun kann. Denn das ist ein wesentlicher Schlüssel zur erfolgreichen Therapie! Um dies plastisch zu demonstrieren, habe ich den Physiotherapeuten als wichtigsten Behandlungspartner im Gepäck.
Der Vortrag findet am Mittwoch, 5. Dezember, um 19 Uhr in der Cafeteria der Kliniken Sonthofen statt. Anschließend steht Dr. Zinser für Fragen zur Verfügung. Der Eintritt ist frei.

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