Sicherlich haben sich viele schon gefragt, warum man denn so blöde sein und den gleichen Fehler zweimal machen kann, zum Beispiel dieses Jahr schon wieder auf einen Aprilscherz hereingefallen zu sein, obwohl der Volksmund doch behauptet, dass man aus Fehlern klug werden würde. Leider scheint das offensichtlich nicht immer zu stimmen.
Aber was sind dann die Bedingungen, dass man aus Fehlern lernt oder was sind die Gründe, warum manche nicht dazulernen oder eben gar nichts lernen. Die psychologische Forschung auf diesem Gebiet hat gezeigt, dass man nur dann aus Fehlern lernen kann, wenn man sich auch eingesteht, Fehler zu machen. Wer derart von sich überzeugt ist, keine Fehler zu machen, kann natürlich auf diese Art nichts dazulernen.
So haben Forscher der Oregon State University erklärt, warum es Narzissten schwer fällt, aus ihren Fehlern zu lernen. Der Grund bestünde im fehlenden kritischen Hinterfragen der eigenen Handlungen und dem Verleugnen der Fehler. Doch auch der Fehlbare muss im Einzelfall erst erkannt haben, dass sein Handeln fehlerhaft war, sonst fehlt die Grundlage aus der man lernen könnte. Selbsterkenntnis sei ja auch der erste Weg zur Besserung, heißt es. Und selbst dann gibt es keine Garantie für eine fehlerfreie Zukunft. Man muss darüber hinaus nämlich auch dazu bereit sein, das fehlgelaufene Ereignis zu reflektieren. Man muss also auch noch nachdenken. Und die Fehleranalyse muss demütig laufen, mit einer offenen Haltung und der Bereitschaft, sich zu kritisieren oder kritisiert zu werden.
Wer hat nicht schon einen kapitalen Fehlschuss beim Kegeln oder beim Elfmeterschießen mit den Worten kommentiert „Das wollte ich so“. Aus vorsätzlichem Fehlverhalten klappt Fehleranalyse auch nicht. Denn sinnfreies, irrationales, zufallsgesteuertes Verhalten oder gar vorsätzlicher Blödsinn ist keine Basis, um dazuzulernen. Aus Fehlern kann man nur lernen, wenn man zulässt, die Logik des Misslingens verstehen zu wollen und bereit ist, Neues über sich zu erfahren.
Doch für diejenigen, denen das alles zu kompliziert erscheint, haben Forscher nun eine Erklärung mit Genen und Hormonen im Gehirn gefunden. Manche Menschen können gar nichts aus Fehlern lernen, weil die genetische Ausstattung fehlt. Den Betroffenen mangelt es an Dopamin-Rezeptoren in einem bestimmten Gebiet des Gehirns. Interessanterweise spielt diese Genvariante, wie Untersuchungen zeigten, auch eine Rolle bei Suchtverhalten, namentlich bei Alkoholmissbrauch, aber auch bei Rauchern. Offensichtlich scheinen Suchterkrankte aus dem fehlerhaften Konsumverhalten auch gar nicht lernen zu können.
Dopamin ist in der von den Wissenschaftlern beobachteten Gehirnregion im Frontalhirn wichtig für die Signalübertragung zwischen den Zellen. Bei Personen mit der genetischen Abweichung sei jedoch lediglich die Lernfähigkeit nach negativen Erfahrungen beeinträchtigt, nicht aber das Lernen an sich oder das Lernen aus positiver Erfahrung.
Viel leichter tut man sich also, wenn man den Fehler ins positive Licht rückt, ihn als Chance sieht, offen mit dem Fehler umgeht und nicht verschweigt und keinesfalls als negative Erfahrung zulässt. Mit positiven Verstärkern arbeitet ja auch die Tierdressur. So kann man versuchen, seine Fehler als Leckerli zu betrachten. Dann kann man sich durch seine Fehler vielleicht selbst dressieren. Und wer dann auch dieses Jahr zum wiederholten Male auf einen Aprilscherz reingefallen ist, könnte sich ja auch auf seine vielleicht fehlende genetische Ausstattung im Frontalhirn herausreden.
In diesem Sinne – bleiben Sie gesund!
PD Dr. Steinbigler
Chefarzt Innere Medizin – Kardiologie, Klinik Mindelheim