Aktuell wird der Ausstoß aller Abgase von Kraftfahrzeugen, Heizungs- und Industrieanlagen sowie von Ozeanriesen und Verkehrsflugzeugen sehr genau ins Visier genommen, damit der Schaden am Klima begrenzt werden kann. Doch ist nicht auch der menschliche Körper ein Abgasproduzent, den es gilt mal unter die Lupe zu nehmen?
Die menschliche Atmung und damit der Sauerstoffverbrauch wird von vielen Dingen beeinflusst – etwa durch die Körpergröße beziehungsweise -masse und durch die Aktivität des Menschen. Auch die Anteile an Fett und Muskulatur haben einen Effekt: Muskulatur hat im Verhältnis zu Fettgewebe einen wesentlich höheren Grundumsatz, sodass eher muskulöse Menschen bereits in Ruhe mehr CO2 produzieren als eher untrainierte Personen.
Noch vielschichtiger wird es bei körperlicher Aktivität. Während in Ruhe ungefähr vier Liter Luft pro Minute die Lunge passieren, steigert sich dies bei körperlicher Belastung auf über 50 Liter pro Minute. Über das Jahr verteilt, bedeuten diese beiden Extreme 2.100 Kubikmeter Luft oder 168 Kilogramm CO2 in Ruhe gegenüber 25.500 Kubikmeter Luft oder zwei Tonnen CO2 bei Dauerbelastung. Die Zahlen zeigen vor allem eines: Die individuelle Lebensweise hat einen enormen Einfluss auf den menschlichen CO2-Ausstoß.
So gesehen, hätte der kleine, unsportliche Typ, der sich nie bewegt, sondern den ganzen Tag auf dem Sofa liegt, die beste Klimabilanz. Liefe dabei jedoch der Fernseher, würde die Rechnung schon wieder nicht mehr aufgehen.
Doch der menschliche Auspuff besteht nicht nur aus der Ausatemluft, sondern auch aus dem Rülpser, fachsprachlich Ructus genannt, dem Mundgeruch, dem Foetor ex ore, den Hautausdünstungen und den Darmgasen. Acht- bis zehnmal täglich entweichen diese als Winde bezeichneten Gase aus dem Enddarm. Das ist eine ganz normale Begleiterscheinung der Verdauung, denn die zerkleinerte Nahrung wird im Dünndarm zersetzt und die Nährstoffe aufgenommen, wobei Schwerverdauliches zuletzt in den Dickdarm gelangt. Dort wird Wasser entzogen und die Darmbakterien zersetzen den Rest.
Dabei entsteht durch Ausatmung der Bakterien das Biogas. Es besteht aus etwa 65 Prozent Stickstoff, 20 Prozent Wasserstoff, zehn Prozent Kohlendioxid, drei Prozent Methan sowie zwei Prozent Sauerstoff. Für den üblen Geruch sorgen Schwefelwasserstoff, Mercaptane und Indole. Bei normaler Verdauung produzieren die Bakterien etwa einen Liter „Abgas“ pro Tag. Stickstoff und Kohlendioxid sind an sich nicht giftig, sind sie doch Bestandteile der Luft. Wenn ihr Anteil aber zu hoch ist, führen sie durch Verdrängung des Sauerstoffs zum Ersticken.
Genauso ist es mit Methan, das allerdings in höherer Konzentration auch noch explosiv sein kann. Anders ist es bei dem nach faulen Eiern stinkenden Schwefelwasserstoff, der in höherer Konzentration als Todesfalle in Chemie und Landwirtschaft gilt, schwerer als Luft ist und sich nur schwer weglüften lässt. Die Bewusstlosigkeit tritt dabei relativ rasch ein. Ein Gefühl der Atemnot muss übrigens bei dieser Art des Erstickens gar nicht aufkommen, da das für den Atemantrieb verantwortliche Kohlendioxid noch weiter abgeatmet werden kann.
Generell gesehen, trägt CO2 das Tiere oder Menschen ausatmen, fast nichts zum Klimawandel bei, da es Teil des natürlichen Kohlenstoff-Kreislaufes ist, wenn die sonstigen Abgase des Gegenüber aber annähernd giftige Konzentrationen erreichen, ist man manchmal geneigt, sich den raschen Stopp der Emissionen zu wünschen, damit zumindest das lokale Klima schnell besser wird. In diesem Sinne – bleiben Sie gesund!
PD Dr. Steinbigler
Chefarzt Innere Medizin – Kardiologie, Klinik Mindelheim